27.04.2009

Wenn zwei Adler eine Reise tun

Jens Trafkowski und ich sind am Sonntag beim Halbmarathon in Bonn für die Hilfsorganisation Help - Hilfe zur Selbsthilfe e.V. an den Start gegangen.
Kurz vor dem Start haben wir uns in die erste Startgruppe geschlichen und uns zu Kölscher Gute-Laune-Musik ein wenig warm gehüpft. Schon wenige Meter hinter der Startlinie stellte sich dann in alter Tradition heraus, dass auch Ausflugsläufer gerne im ersten Startblock antreten, möglicherweise um die Verwandtschaft unter den Zuschauern zu beeindrucken. Jedenfalls wurde ich keine Minute nach Beginn erstmal ordentlich zur Seite geboxt bei dem Versuch, einen anderen Läufer zu überholen, was dazu führte, dass ich in einen weiteren Läufer hineingekracht bin, der mich entsprechend beschimpfte.
Nach diesen kleinen Hindernissen zu Beginn konnten wir dann einige Kilometer einen passablen Schnitt laufen, bis zumindest für mich die nächsten Stolpersteine auftraten. Trotz frühsommerlicher Temperaturen hatten wir uns beide gut gegen eine eventuell auftretende Sekunden-Kälte vorbereitet und waren schön warm angezogen, so dass meine Körpertemperatur vermutlich 10 Minuten nach dem Start schon auf über 50 Grad angestiegen war. Das in Kombination mit dem bedingt durch den sehr frühen Start fehlenden Frühstücks war meiner Performance dann doch nicht wirklich zuträglich. Jens hingegen ist – zumindest aus meiner Tunnelperspektive – leichtfüßig durch Bonn gerannt, während ich schweratmend hinter ihm hergekeucht bin und nach ungefähr 10 Kilometern auch abreißen lassen musste. Da war es dann vorbei mit der intrinsischen Motivation und ich bin in immer abwechselnden kleineren Grüppchen die restlichen 11 Kilometer in einem etwas moderateren Tempo gelaufen, was sich leider dennoch nicht sonderlich moderat angefühlt hat.
Die letzten Kilometer waren mit Sicherheit falsch abgemessen und deutlich länger. Als ich überzeugt war, jetzt sofort in der Sekunde ins Ziel laufen zu müssen, hat ein Sprecher die Vorbeilaufenden mit den Worten angefeuert, dass es „nur“ noch 500 Meter seien, was mir aufgrund meiner etwas angeschlagenen Verfassung nahezu unmenschlich vorkam. Irgendwie ging aber auch das vorbei.
Jens konnte mit einer sensationellen Zeit von 1:29h eine persönliche Bestzeit herausholen, und 4 Minuten später war auch ich wirklich äußerst froh, die Ziellinie lebend erreicht zu haben. Glücklicherweise war der bestens ausgestattete Zielbereich zu dieser Zeit noch gähnend leer und wir konnten dann vor 12 Uhr ein erstes Weißbier zu uns nehmen. Nach kurzer Zeit hörte ich mich dann auch wieder sagen, dass es ein schöner Lauf gewesen sei und Spaß gemacht habe – irgendwie geht es dann ja immer so aus.
Bonn ist eine Reise wert, auch wenn sich das hier stellenweise vielleicht anders liest – tolle Strecke, gut gelaunte Zuschauer, nach meiner Erfahrung meist gutes Wetter und kulinarischer Highlights in Form von Schmalzbroten und Kreppel im Zielbereich.