Eine Langdistanz Mitte März? Gerade nach dem Horror-Winter im letzten Jahr hatte ich ernsthafte Zweifel, ob man sich dafür gezielt vorbereiten kann, als meine Freundin Tine Holst mir im November 2013 von ihren Plänen erzählte, den Ironman Melbourne 2014 in Angriff zu nehmen. Zum anderen war das Rennen bereits ausgebucht. Tine schrieb also als erstes dem Veranstalter eine Email und am nächsten Tag bekamen wir einen Link, über den ich mich anmelden konnte. Fragen kostet nichts und manchmal muss man auch einfach Glück haben. Ich hatte somit keine Ausrede mehr und nach ein paar Google-Sessions über Australien hatte ich richtig Lust auf Kangaroos, Koalas, Krokodile, Riesenspinnen und die typische rote Landschaft.
Wir sind dann am 09.03.2014 noch den Halbmarathon in Frankfurt gelaufen und am nächsten Morgen ging es mit Etihad vom Frankfurter Flughafen über Abu Dhabi nach Melbourne. Nach ca. 30 Stunden Reisezeit kamen wir mit 10 Stunden Zeitverschiebung am Motel an. Der Jetlag war der Hammer. Ich habe mindestens sechs Tage zum Verarbeiten benötigt, aber wir hatten ja ausreichend Puffer eingeplant.
Die 11 Tage vor dem Wettkampf konnten wir zum Entspannen und Testen des Materials verwenden. Gleich am nächsten Morgen haben wir die Neo’s geschnappt und sind zum Peer gelaufen, an dem der Schwimmstart sein würde. Die Wellen brachen an dem Tag heftig am Strand und draußen waren sie ca. zwei Meter hoch. „Sollen wir hier Surfen oder nächste Woche einen Ironman machen“, war das erste was ich dachte. Nach 30 Minuten haben wir das Schwimmen abgebrochen, weil wir so gut wie gar nicht voran kamen und wir uns vorgekommen sind wie Schiffbrüchige auf hoher See. Wie sollte ich in der Brühe als schlechter Schwimmer nur überleben? Auch in den nächsten Tagen war das Wetter sehr wechselhaft. Die Wellen waren immer relativ groß und nach ein paar Schwimmeinheiten fand ich es sogar irgendwie geil. Die anderen müssen ja auch da durch! Windig war es sowieso fast jeden Tag und an einem Tag hatte man 18°C und am nächsten 32°C. Das ist wohl völlig normal für Melbourne, wie wir jetzt wissen.
Der Wettkampftag kam näher und die letzten drei Tage vorher schien auch der Wetterbericht perfekt für Bestzeiten zu sein. Und das Wetter war perfekt. Um 5.00 klingelte der Wecker und wir fuhren, nachdem ich mir acht Nutellabrote rein gedrückt hatte, mit dem Taxi zum Schwimmstart. Das Meer war im Vergleich zu den Tagen zuvor glatt wie ein Babypopo, der Himmel bewölkt und der Wind (zumindest morgens noch) schwach. Gemeldet waren 18-20°C.
Das Schwimmen begann mit einem Massenstart im hüfthohen Wasser. Die ersten 800 m bis zur ersten Boje waren wie immer eine Massenschlägerei. Ich hatte diesmal auch fleißig ca. 2-3-mal pro Woche das Schwimmtraining besucht. Zusammen mit dem neuen Sailfisch-Neo, den Tine mir geschenkt hatte, war es auch gar nicht so schlimm wie sonst. Nach 1:05 kam ich als ca. 500er aus dem Wasser. Nicht besonders schnell, aber ich war wesentlich entspannter als sonst. Ich war zufrieden.
Das Radfahren wurde auf einer Autobahn durchgeführt. 45 km zum Wendepunkt, zurück und das ganze zwei mal. Die Strecke war somit sehr breit und man konnte problemlos überholen. Dafür war sie aber auch sehr windanfällig. Auf der ersten Runde bzw. den ersten 90 km hielt sich der Wind in Grenzen. 2:17 zeigte der Garmin, ich lag also sehr gut im Zeitplan. Auf der zweiten Runde wurde der Wind stärker und ich konnte meine Beine deutlich spüren. Mir hat dann die Kraft gefehlt um das Tempo der ersten Runde zu halten. Nach 4:43 stellte ich das Rad in der Wechselzone ab.
Das Laufen begann nach einer Rennzeit von 5:54, also hatte ich noch 3:06 für den Marathon. „Das wird nichts!“, ging mir durch den Kopf, „Aber was soll’s. Alles oder nichts. Dann musst Du halt schneller laufen!“. Die ersten 14 km führten über einen kerzengeraden Highway vorbei an Straßenkaffees. Jeder km war deutlich unter 4:20, aber es fühlte sich locker an. Alle zwei km kam eine Verpflegungsstelle. Mir hing das süße Zeug schon zu den Ohren raus, aber bei jeder Station habe ich die gleiche Prozedur durchgezogen: Gel in den Mund drücken und mit dem ersten Wasserbecher runter spülen, ein Wasserbecher über den Kopf, eine Cola rein und am Ende der Station wieder einen Wasserbecher über den Kopf und ein Gel für die nächste Station in der Hand mitnehmen. Insgesamt kam ich so auf 20 Gels und 20 Cola beim Marathon. Auch die zweiten 14 km gingen sehr gut, immer am Strand entlang über einen Radweg. In der Ferne konnte man die Skyline von Melbourne sehen, wo das Ziel in St Kilda lag. Bei km 30 haben meine Beine „dann endlich“ signalisiert, dass sie nicht mehr können. 12 km „Zähne zusammenbeißen“ lagen vor mir. Meine Gehirnwindungen waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr hundertprozentig in der Lage die Zielzeit zu berechnen, aber ich wusste, dass die SUB 9 drin war. „Nicht rechen, laufen! Tempo halten!“, das war alles, was mein Gehirn noch leisten konnte. Alles hat wehgetan, aber an dem Tag hat es einfach nur Spass gemacht, sich völlig ins Delirium zu schießen. Als ich nach 3:01 in den Zielkanal kam, hätte ich wahrscheinlich über das ganze Gesicht gegrinst wenn meine Wangenmuskeln dazu noch fähig gewesen wären. Innerlich habe ich es auf jeden Fall getan.
Eine Gesamtzeit von 8:56:20, der 40. Platz overall und der 4. Platz in der AK M35-39 waren die Ausbeute des Tages. Jetzt habe ich erst mal den ganzen Sommer Zeit bis zum Ironman Hawaii Schwimmen zu lernen…
An dieser Stelle möchte ich Tine für ihre Unterstützung danken: Ohne dich hätte ich es nicht geschafft!
Wir sind dann am 09.03.2014 noch den Halbmarathon in Frankfurt gelaufen und am nächsten Morgen ging es mit Etihad vom Frankfurter Flughafen über Abu Dhabi nach Melbourne. Nach ca. 30 Stunden Reisezeit kamen wir mit 10 Stunden Zeitverschiebung am Motel an. Der Jetlag war der Hammer. Ich habe mindestens sechs Tage zum Verarbeiten benötigt, aber wir hatten ja ausreichend Puffer eingeplant.
Die 11 Tage vor dem Wettkampf konnten wir zum Entspannen und Testen des Materials verwenden. Gleich am nächsten Morgen haben wir die Neo’s geschnappt und sind zum Peer gelaufen, an dem der Schwimmstart sein würde. Die Wellen brachen an dem Tag heftig am Strand und draußen waren sie ca. zwei Meter hoch. „Sollen wir hier Surfen oder nächste Woche einen Ironman machen“, war das erste was ich dachte. Nach 30 Minuten haben wir das Schwimmen abgebrochen, weil wir so gut wie gar nicht voran kamen und wir uns vorgekommen sind wie Schiffbrüchige auf hoher See. Wie sollte ich in der Brühe als schlechter Schwimmer nur überleben? Auch in den nächsten Tagen war das Wetter sehr wechselhaft. Die Wellen waren immer relativ groß und nach ein paar Schwimmeinheiten fand ich es sogar irgendwie geil. Die anderen müssen ja auch da durch! Windig war es sowieso fast jeden Tag und an einem Tag hatte man 18°C und am nächsten 32°C. Das ist wohl völlig normal für Melbourne, wie wir jetzt wissen.
Der Wettkampftag kam näher und die letzten drei Tage vorher schien auch der Wetterbericht perfekt für Bestzeiten zu sein. Und das Wetter war perfekt. Um 5.00 klingelte der Wecker und wir fuhren, nachdem ich mir acht Nutellabrote rein gedrückt hatte, mit dem Taxi zum Schwimmstart. Das Meer war im Vergleich zu den Tagen zuvor glatt wie ein Babypopo, der Himmel bewölkt und der Wind (zumindest morgens noch) schwach. Gemeldet waren 18-20°C.
Das Schwimmen begann mit einem Massenstart im hüfthohen Wasser. Die ersten 800 m bis zur ersten Boje waren wie immer eine Massenschlägerei. Ich hatte diesmal auch fleißig ca. 2-3-mal pro Woche das Schwimmtraining besucht. Zusammen mit dem neuen Sailfisch-Neo, den Tine mir geschenkt hatte, war es auch gar nicht so schlimm wie sonst. Nach 1:05 kam ich als ca. 500er aus dem Wasser. Nicht besonders schnell, aber ich war wesentlich entspannter als sonst. Ich war zufrieden.
Das Radfahren wurde auf einer Autobahn durchgeführt. 45 km zum Wendepunkt, zurück und das ganze zwei mal. Die Strecke war somit sehr breit und man konnte problemlos überholen. Dafür war sie aber auch sehr windanfällig. Auf der ersten Runde bzw. den ersten 90 km hielt sich der Wind in Grenzen. 2:17 zeigte der Garmin, ich lag also sehr gut im Zeitplan. Auf der zweiten Runde wurde der Wind stärker und ich konnte meine Beine deutlich spüren. Mir hat dann die Kraft gefehlt um das Tempo der ersten Runde zu halten. Nach 4:43 stellte ich das Rad in der Wechselzone ab.
Das Laufen begann nach einer Rennzeit von 5:54, also hatte ich noch 3:06 für den Marathon. „Das wird nichts!“, ging mir durch den Kopf, „Aber was soll’s. Alles oder nichts. Dann musst Du halt schneller laufen!“. Die ersten 14 km führten über einen kerzengeraden Highway vorbei an Straßenkaffees. Jeder km war deutlich unter 4:20, aber es fühlte sich locker an. Alle zwei km kam eine Verpflegungsstelle. Mir hing das süße Zeug schon zu den Ohren raus, aber bei jeder Station habe ich die gleiche Prozedur durchgezogen: Gel in den Mund drücken und mit dem ersten Wasserbecher runter spülen, ein Wasserbecher über den Kopf, eine Cola rein und am Ende der Station wieder einen Wasserbecher über den Kopf und ein Gel für die nächste Station in der Hand mitnehmen. Insgesamt kam ich so auf 20 Gels und 20 Cola beim Marathon. Auch die zweiten 14 km gingen sehr gut, immer am Strand entlang über einen Radweg. In der Ferne konnte man die Skyline von Melbourne sehen, wo das Ziel in St Kilda lag. Bei km 30 haben meine Beine „dann endlich“ signalisiert, dass sie nicht mehr können. 12 km „Zähne zusammenbeißen“ lagen vor mir. Meine Gehirnwindungen waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr hundertprozentig in der Lage die Zielzeit zu berechnen, aber ich wusste, dass die SUB 9 drin war. „Nicht rechen, laufen! Tempo halten!“, das war alles, was mein Gehirn noch leisten konnte. Alles hat wehgetan, aber an dem Tag hat es einfach nur Spass gemacht, sich völlig ins Delirium zu schießen. Als ich nach 3:01 in den Zielkanal kam, hätte ich wahrscheinlich über das ganze Gesicht gegrinst wenn meine Wangenmuskeln dazu noch fähig gewesen wären. Innerlich habe ich es auf jeden Fall getan.
Eine Gesamtzeit von 8:56:20, der 40. Platz overall und der 4. Platz in der AK M35-39 waren die Ausbeute des Tages. Jetzt habe ich erst mal den ganzen Sommer Zeit bis zum Ironman Hawaii Schwimmen zu lernen…
An dieser Stelle möchte ich Tine für ihre Unterstützung danken: Ohne dich hätte ich es nicht geschafft!