28.05.2010

Reif für die Insel - Ironman Lanzarote

Wie schon 2008, wollte ich mir nochmal den Kick beim wohl härtesten Ironman Qualifier welteit geben und die Insel zum 2. mal rocken. Damals wurde ich mit 10:19 Sunden 9. in der M40.

Dass der Winter der Härteste seit über 30 Jahren werden würde, war bei der Anmeldung vor einem Jahr natürlich noch nicht abzusehen. Somit hatte ich nicht nur den härtesten Wettkampf vor mir, sondern in den letzten 5 1/2 Monaten wohl auch die härteste Vorbereitung, die ich jemals für eine Langdistanz machen musste. Rad fahren auf der Straße war bis Mitte März kaum möglich und selbst im April noch unangenehm.

Dafür habe ich um so mehr Laufkilometer gesammelt und bis Mitte April bereits 2 Marathons und einige kürzere Laufwettkämpfe bestritten. Da war also alles im Grünen. Leider kommt es auf Lanza eher auf das Rad fahren an, da 2600 Höhenmeter über eine unwirklich wirkende Vulkanlandschaft zu bewältigen sind und der Wind eigentlich niemals ruht.

Als wir 1 Woche vor dem Ironman anreisten, war der Himmel bewölkt und der Wind blies stark bis stürmisch. So sollte es glücklicherweise nicht bleiben. Am Tag vor dem Wettkamf ließ der Wind nach und die Wolken verzogen sich restlos, so dass es für Mai außergewöhnlich heiß auf der Insel wurde. Das sollten wir zu spüren bekommen.

Das Schwimmen begann wie immer um 7 Uhr morgens bei Sonnenaufgang mit einem Landstart, wodurch sich das 1571 Teilnehmer starke Feld relativ schnell auseinander zog, so dass man nach der ersten Boje bei 170 m schon einigermaßen frei schwimmen konnte. Nach der ersten Runde hatte ich ca. 33:30 Minuten auf der Uhr, während die 2. Runde mich gut 2 Minuten mehr kostete, da ich wenig Schwimmen trainiert hatte. 1:08 war dann aber OK im Meer mit Wellen und Strömung.

Der erste Wechsel fiel dann mit 6:17“ nicht ganz so schnell aus wie 2008, da ich beim erstenmal den Fehler gemacht hatte mir die Füße nicht von Sand zu befreien und sie einzufetten, so dass sie schon bei Halbmarathon völlig wund gelaufen waren. Das sollte dieses mal nach gründlicher Reinigung nicht passieren. Helm und Brille auf und schon gings ab in Richtung Feuerberge zur 2. Disziplin.

Schon am ersten Anstieg raus aus Puerto del Carmen konnte man spüren, dass der Nordwind nicht so hart blies wie üblich, aber es war ja noch früh am Morgen und kann sich hier schnell ändern. Das schönste Stück hinunter nach El Golfo und dann hinauf in die Feuerberge nach Tinmanfaya folgte schon nach ca. 20-40 Km. Quer durch den Nationalpark mit den imposanten Vulkankegeln, die in allen Farben leuchten. Anstrengend aber schön und kurzweilig. Danach geht es erst mal durch das Weinanbaugebiet La Geria, bevor man wieder ganz hinunter nach La Santa ans Meer kommt, wo sich auch der Club La Santa mit dem Wettkampfbüro befunden hat. Ein kleiner Hügel noch über Soo nach Caletta de Famara, dem bekannten Surferort, bevor der längste Anstieg der Strecke wartet.

Ab ca. Km 75 geht es dann fast kontinuierlich bergauf, bis Km 104 am Mirador del Rio. Erst geht es durch die schöne Stadt Teguise, bevor man den steilen Anstieg zum Parco Eos mit seinen Windrädern und dem Observatorium auf ca. 600 m erklimmen muss. Kurze Aufnahme von Eigenverpflegung auf dem Mirador de Haria, und dann geht es die halsbrecherische Abfahrt nach Haria hinunter, wo teilweise 210° Kurven in den Felsen gefräst wurden, die einen permanent zur Aufmerksamkeit und Vorsicht zwingen. Durch Haria hindurch erfolgt nur eine kurze Entspannung, bevor es dann hinauf geht zum schönsten Aussichtspunkt der Insel, dem Mirador del Rio mit der vorgelagerten Insel La Graciosa. Dazu muss man aber erst mal eine 16° Rampe überwinden. 26-er Ritzel zu empfehlen! Oben angekommen gibt's noch ne frische Radflasche und dann mit Rückenwind die nächste Abfahrt hinunter nach Arrieta.

Schon in der 2. scharfen Kurfe winkt ein Mann wild. Wie sich rausstellt sind dahinter einige Athleten gestürzt, die nun an der Leitplanke liegen und Erste Hilfe bekommen. Etwas weiter unten kommt mir auch schon der Krankenwagen mit Sirene endgegen. Da wird einem ganz anders, da die schärfsten Kurven noch kommen und man schnell über 70 Km/h drauf bekommt.

Unten in Arrieta angekommen hat man das ganze Höhenpotential schon wieder wettgemacht und muss den nächsten langen Anstieg wieder bis Teguise hoch fahren, wo man ab Tinajo wieder 5 km bergauf gegen den Nord-Wind fährt, was nach 150 km keinen Spaß mehr macht.

Nach 5 Stunden auf dem Rad habe ich Teguise zum 2. Mal erreicht. Hier biegt man nach Westen ab und fährt auf einer Hochebene längs durch La Geria bis Km 170. Ab da geht es nur noch bergab zum Meer und in die Wechselzone.

Inzwischen ist es 14 Uhr durch und ich springe nach 5:55 Stunden vom Rad. Über 30 km/h Schnitt und somit voll im Soll. Leider stärker angenockt als mir lieb ist, da ja noch ein kompletter Marathon bevor steht. Dieser sollte deutlich schwerer als 2008 werden, da der Himmel sich wolkenfrei präsentiert und die Temperaturen bereits über die 30°C Marke geklettert sind.

Der 2. Wechsel erfolgt in fixen 3:23“ und los geht die Hitzeschlacht. Die Laufstrecke führte dieses mal nicht wie in den Jahren zuvor 4-mal zum Flughafen und zurück, sondern am Flughafen entlang bis zum Ende von Playa Honda, so dass die erste Runde 19 Km hatte, der 2 kleinere von 12 km folgen sollten. Bis Anfang der 2. Runde konnte ich so knapp einen 4:30 Min/km Schnitt halten, aber dann machten sich schon Anfang der 2. Hälfte die schwere Radstrecke und die Hitze bemerkbar, so dass ich deutlich langsamer wurde und nur mühsam meinen Rhytmus halten konnte, der nun schon über 5 Min/km lag. Bloß nich gehen müssen. Leider war Mitte der 2. Runde eine Toilettenstop unumgänglich, der zusätzlich Zeit kostete. Die letzten 6 Km zurück zum Ziel hab ich dann noch mal ordentlich auf die Zähne gebissen und den 6 km Abschnitt immerhin noch in 29:30 gelaufen, wobei ich noch die schnellste Schwimmerin bei den Frauen Hillery Biskay überholen konnte.

Der Zieleinlauf war dann wie in Hawaii grandios. Volle Tribünen, jubelnde Menschen, unter sengender Sonne und Palmen. Da vergisst man die Strapazen hinter der Ziellinie relativ schnell und freut sich einfach an der erbrachten Leistung an diesem wunderschönen Tag. Bier gab es auch :-)

Mit 10:40:52“ war ich zwar 11 Minuten langsamer als geplant und als 15. M45 auch deutlich schlechter plaziert als ich es mit dieser Zeit erwarten durfte (2008 wäre das Platz 3. gewesen), aber das Feld war auch noch nie so groß und so stark wie an diesem Tag. Es fielen einige Streckenrekorde, was wohl auch auf den verhältnissmäßig leichten Wind zurückzuführen war, der uns Tage zuvor fast von der Straße geweht hätte. Mit meiner Laufzeit von 3:27:00 h war ich nicht so ganz zufrieden, aber wenn man die Temperaturen um die 35°C nimmt, war das immer noch im Rahmen. Immerhin die 5. Zeit meiner AK, die 81. aller Teilnehmen. Endplazierung 168 over all und 29. Deutscher Finisher. Ganz OK für 'nen alten Mann denke ich ;-) Ich kann diesen Wettkampf nur jedem empfehlen, der mal seine Grenzen auf IM ausloten möchte.

Hang loose, euer Frank