1,9km Schwimmen, 90km Radfahren & 21km Laufen.Heute ist der 19.09.2016, genau ein Tag nach meinen großen Rennen. Ich liege gerade am Pool und lass die ganzen vielen Momente Revue passieren.7 Monate Vorbereitung liegen hinter mir, zum Schluss mit einen Wochenpensum von 10-12 Stunden Training nach der Arbeit. Im Idealfall 2x die Woche Laufen, 2x Radfahren und 2x Schwimmen wenn das Wetter mitspielt. Die Vorbereitungsphase lief suboptimal, in den Wintermonaten die Kondition und Ausdauer trainiert, im Sommer die Schnelligkeit sowie Wettkämpfe als Vorbereitung absolviert. Vielleicht doch zu viel?Wenn es einmal läuft dann kommt der Hammer. Plantalsehnen Entzündung. Laufverbot min 3 Monate. Rippenprellung durch Sturz beim Wettkampf und danach totales knocke out - Grippe total. Und alles kurz vorm Wettkampf in der Trainingshoch Phase.Warum Pula? Ich wollte etwas Besonderes. Einen Wettkampf der nicht vor der Haustür liegt und an dem ich mich noch lange erinnern werde mit einen der spektakulärsten Zieleinläufe. Am 17.09.2016 fuhren 23 Adler der Eintracht Frankfurt Triathlon Abteilung nach Pula (Kroatien) nicht nur um da einen Ironman zu finishen, nein, wir wollten auch wieder als Mannschaft unseren Europameistertitel im Triathlon vom letzten Jahr verteidigen.Am zweiten Tag fuhren wir die Radstrecke nur teils ab um die Beine etwas zu lockern und schwammen im Meer (für mich das erste Mal „open Water“). Der dritte Tag galt der Erholung und der Wettkampfbesprechung. Schon da flatterten meine Nerven. Raceday!Morgendliches Frühstück mit allen Adlern. Die Stimmung war ruhig, jedoch merkte man bei allen die Anspannung. Besonders bei mir. Konnte kaum ein Löffel halten so habe ich gezittert. Doch die erfahren Adler beruhigten mich.Die Wetterprognose sagte nichts Gutes voraus. Das Radar stand auf Wind und Regen.Es ging los. Auf in die Wechselzone alles nochmal checken, bevor der Startschuss um 10:00 viel. Kurz vorm Start war das Meer noch ruhig und der Himmel bewölkt aber trocken. Es sollte sich jedoch schlagartig ändern. Rolling Start. Ich sprang ins Wasser um immer so gut wie möglich den Bojen zu folgen. Jedoch schon nach kurzer Zeit ging der Wellengang los. Teilweise 2m hohe Wellen brachten mich total aus dem Konzept. Immer wieder Brustschwimmen um mich zu orientieren. Verzweiflung machte sich breit, denn irgendwann sah ich vor lauter Wellen weder die Bojen noch andere Athleten. Ok, nur die Ruhe bewahren. Ich orientierte mich an ein weißes Hotel, was neben dem Schwimmausstieg sichtbar war. Nach genau 01:00:00 und nicht 1,9km sondern 2,2km kam ich an das rettende Ufer. Yeah, die erste von drei Disziplinen hab ich! Die Wellen haben mich nicht gefressen. Leider mussten viele Athleten durch den starken Wellengang aufgeben oder haben die vorgeschriebene Schwimmzeit von 01:10:00 nicht erreicht.Weiter ging es auf das Rad. Ich wusste vorher, es sollte eine wellige und anspruchsvolle Strecke werden. Ab Km 30 fing es leicht an zu regnen, was sich schließlich wie zu einem Monsun artigen Schauer über die kompletten90 kmentwickelte. Sturzbachartige Wasserfälle kamen uns entgegen oder riesige Wasserlachen bildeten sich auf der Straße. Jetzt hieß es, langsam und vorsichtig abbremsen vor jeder Kurve und sicher ins Ziel kommen. Leider sah man auf der kompletten Strecke immer wieder Stürze oder Athleten die aufgegeben haben. Nach 92km und 03:30:00 war ich wieder in der Wechselzone.So nun noch 21km Laufen, was meine härteste Disziplin ist. Ich lief los, in Gedanken hatte ich mir einen Plan zu Recht gelegt, die Strecke in 5km Abschnitte abzuarbeiten. Ich wusste, es wird noch einmal hart, da die Strecke im Vorfeld mit vielen kurzen aber steilen Anstiegen beschrieben wurde. Die ersten 10km liefen wie von allein, doch so langsam machte sich die Müdigkeit bemerkt. Aber das Motto lautete niemals gehen auch wenn es noch so weh tut. Zum Glück stand überall ein Adler namens Michael Bender der mich so motivierte und anschrie das ich nicht mehr über die letzten Km nachdachte sondern nur noch lief. Km 15 und somit das erste Bändchen jetzt nur noch einmal dieselbe Strecke dann bin ich im Ziel. Und so lief ich wie in Trance. Und dann das zweite Bändchen. Ab da nur mit einen breiten Lächeln und ab in die Arena.Ein kleines Ziel hatte ich mir gesteckt, ich wollte gern unter 07:00 Stunden einlaufen. Allerdings bei diesen Bedingungen war eine Zielzeit für mich zweitrangig. Dann war es soweit der letzte Anstieg in die Arena, mit Tränen in den Augen lief ich ein.Einige Adler, sowie mein Lebensgefährte haben auf mich gewartet. Emotion pur. Dieser Moment wenn du weißt du hast es geschafft du hast dir diese Medaille so hart erarbeitet ist unbezahlbar. Ich habe mir meinen persönlichen Traum erfüllt und bin in 06:57:00 eingelaufen. Jetzt bin ich ein halber Ironman …
24.09.2016