05.07.2016

Mein Weg zum Ironman Hawaii

Im Oktober 2015 entschied ich mich, es noch einmal mit einem professionellen Trainingsplan zu versuchen.

Im Oktober 2015 entschied ich mich, es noch einmal mit einem professionellen Trainingsplan zu versuchen. Ich wendete mich an Mario Schmidt-Wendling von sisu-training. Er sollte mir dann ab Dezember 2015 die Trainingspläne schreiben mit dem Ziel, eine neue Bestzeit zu erreichen. Ob ich damit dann meine Altersklasse 60 – 64 gewinnen und den einen Kona-Slot ziehen würde, hängt auch davon ab, wer sonst noch antritt.Bereits Anfang Mai kristallisierte sich aber heraus, daß ich als einzige übrigblieb. Das Training lief praktisch unterbrechungsfrei nach Plan und für den Wettkampf hatte ich genaue Vorgaben für die Schwimmzeit, die Radleistung in Watt und das Lauftempo. Das Wetter sollte perfekt werden: nicht mehr als 21 °C. Die größte Angst hatte ich davor, daß ich einen irreparablen Schaden am Rad haben könnte, der mich zur Aufgabe zwingen würde.Schwimmen… sollte ich zwischen  1:09 – 1:18 Std. Ich sortierte mich also mitten in die Startgruppe 1:10 – 1:20 Std. ein. Am Anfang habe ich erstmal nur überholt und dachte, ich sei wohl etwas zu schnell losgeglüht.Als ich dann auch nach 1000 m weiter Schwimmer überholen konnte, meinte ich, da hätten sich viele falsch einsortiert … aber als ich den Fluten entstieg, zeigte die Uhr 1:11:43 …  vielleicht hätte ich mich doch weiter vorne hinstellen sollen.
Radfahren
Dann ging es in angemessenem Tempo zur Wechselzone und nach dem Wechselzelt war leider der erste Dixi-Gang nötig. Dann schnappte ich mein Rad und lief zum Beginn der Radstrecke. Direkt vor mir warf einer beim Aufstieg sein Rad um und verlor eine Trinkflasche, die ich dann auch noch beim Ausweichmanöver überfuhr und dadurch den Inhalt herausquetschte. Ich hörte ihn hinter mir fluchen. Aber ich konzentrierte mich bereits auf meinen Garmin, damit ich meine Wattzahl für die ersten 20 Minuten nicht überschritt.Auf der Fahrt nach Sachsenhausen wurde ich dann gefühlt von hunderten überholt. Später, am Mainkai, auf der Hanauer Landstraße bis Bergen-Enkheim  fuhren wir aufgereiht wie an einer Perlenkette, sodaß ich Schwierigkeiten hatte, die Vorgaben umzusetzen, ich wollte ja auf gar keinen Fall einen Regelverstoß begehen und irgendwann disqualifiziert werden. Es sind einfach viel zu viele Radler auf der Strecke. Später, am Heartbreak Hill in Bad Vilbel, wo die laute Musik und die begeisterten Zuschauer einen wie im Rausch hochfahren lassen, überschritt ich meine Watt-Vorgaben für kurze Zeit.Danach kam die großartige Verpflegungsstation der Eintracht, darauf habe ich mich jedesmal gefreut. Leider erwischte mich das schlechte Wetter auf der zweiten Runde bereits in Ober-Wöllstadt und ich fuhr über eine halbe Stunde in Regen und Wind, sodaß ich fror. Aber die Vorstellung, daß ich bald am Main sein und es beim Laufen sicher wieder warm werden würde, half mir sehr.LaufenBei der Einfahrt in die Wechselzone Rad-Lauf wurde mir von freundlichen Helfern das Rad abgenommen, ich zog im Wechselzelt meine Laufsocken und –schuhe an, nahm die Kappe in die Hand und machte mich auf die Laufstrecke. Warum ich dafür sieben Minuten brauchte ist mir im nachhinein nicht ganz klar… Die ersten zwei Runden lief ich locker mein Tempo von 7 min/km, aber ab der dritten Runde fingen die Beine an wehzutun, sodaß ich noch langsamer wurde aber nie wanderte! Ich glaube es ist entscheidend, auf keinen Fall zu gehen, denn dann ist der Zeitverlust extrem. Leider ist mir wegen Magen-Darm-Problemen auch auf der Laufstrecke der mehrmalige Dixi-Besuch nicht erspart geblieben. Bei Antritt der vierten Runde habe ich gedacht: das darf nicht wahr sein, alles noch einmal laufen: das Gehoppel über das Kopfsteinpflaster am Gerippten (von Fremden auch Westhafen Tower genannt) hoch zur Friedensbrücke, den ätzend langen Allianzkai hin und zurück, an den Freß- und Trinkbuden des Deutschherrnufers vorbei, bevor ich mir im Rudererdorf das vierte Bändchen als Bestätigung für die absolvierten Runden holen kann und nach überqueren der Flößerbrücke endlich zum Römer abbiegen darf.Diese Gedanken verscheuchte ich aber schnell und freute mich darauf, meinen Lebensgefährten noch einmal zu sehen, der kurz vor der Flößerbrücke am Mainufer stand und mich anfeuerte.Im ZielDa ich mich während des Rennens nur auf die Pacing-Vorgaben konzentriert hatte, wußte ich gar nicht genau wie lange ich schon unterwegs war. Als ich dann die Ziellinie auf dem Römerberg überquert hatte, traute ich meinen Augen nicht, als ich die Anzeige 13:17:22 sah! Das war 42 Minuten schneller als 2011 und 13 Minuten schneller als die angepeilten 13:30:00!Auf der Siegerehrung am Montag holte ich mir dann die Belohnung ab: den Hawaii Slot, 1. der AK 60 – 64 der IM-Europameisterschaft und 1. der Senioren 5 der DTU-Meisterschaft über die Langdistanz. Auch wir von der Webredaktion gratulieren Dir zu diesem großartigen Erfolg und wünschen Dir jetzt schon ein unvergessliches Hawaii-Finish - Aloha!