04.11.2011

Mein Comeback-43km-Marathon

Es gibt Wettkämpfe, da kann man eigentlich fast nur gewinnen, auch wenn man fern ab von seinen Möglichkeiten ist.  Der FrankfurtMarathon am Sonntag war so ein Wettkampf. Kurz zusammengefasst: 5 Monate sportlich außer Gefecht, kurz vorher im Kreißsaal, kurz danach an der Finishline!
Eine bakterielle Infektion als Auslöser einer chronischen Mandelentzündung ließ mir keine Wahl, so dass nach 4 Monaten die Operation anstand und ich nach Rekonvaleszenszeit nun 5 Monate nicht trainieren konnte und die ganze Saison absagen musste. Mein erster Lauf nach der OP war dementsprechend mehr als ernüchternd, 10km in 72 Minuten!  Ich wusste gar nicht, dass man das überhaupt noch als Laufen bezeichnet, und das ausgerechnet im August, wenn alle Welt sich in Hochform befindet...Ich ließ es dementsprechend langsam angehen und wollte eigentlich nur bis Weihnachten ein wenig Form aufgebaut haben. Jedoch fragte ein Kumpel an, ob ich in seiner Staffel aushelfen könne – 13km sollten natürlich kein Problem sein und ich sagte zu. Doch dann ging alles sehr schnell:
Spontan entschied sich mein zweiter Sohn, zwei Wochen früher als geplant das Licht der Welt zu erblicken und ich die Nacht auf Donnerstag bis in den frühen Morgen im Kreißsaal. Am Freitag war dann klar, dass die Staffel ausfallen würde und keiner der Läufer mehr laufen wird. „Ganz oder gar nicht“ hieß also die Devise und eigentlich fand ich die Idee, einen spontanen „Formtest“ zu machen ganz lustig. Wer kann schon behaupten, 3 Tage nach der Geburt seines Kindes einen Marathon gelaufen zu sein? Egal, dass ich meine ganzen Laufsachen noch an meinem Arbeitsplatz hatte, zumindest eine Uhr und ein paar Schuhe hatte ich ja!Die Geschichte des Laufes ist schnell erzählt: Die Staffel startet eine halbe Stunde später, was für nicht ganz langsamen Läufer sehr anstrengend ist, da man sich die ganze Zeit auf Slalom-Kurs befindet, um die vielen gemütlicheren Läufer zu überholen, die natürlich vor einem gestartet waren. Zudem machen bekannterweise mit zunehmender Laufstrecke  immer mehr Läufer die Verfplegungsstände zu Stehcafés und erschweren einem die Getränke- und Bananenaufnahme. Neben diesen erschwerten Bedingungen musste ich als „Staffel“ die ganzen Wechselzonen ablaufen und sammelte mir so geschätzte einen knappen Kilometer mehr, die ich nicht unbedingt laufen wollte, aber eben musste. Zum Ende dieser 43 Kilometer manifestierte sich, dass ich ordentlich durchgekommen war, und tat das, was ich eigentlich nicht wollte, nämlich nochmal zu „beißen“, weil ich die Chance sah, noch unter 3´40 Stunden zu bleiben. Die letzten 2 Kilometer konnte ich nochmal genügend beschleunigen, so dass die Uhr nach 3´39´´55 Stunden stehenblieb und ich unerwartet gut und hochzufrieden im Ziel mein Bier genießen konnte.5 Monate krank, anschließend in 10 Wochen Aufbautraining sind keine 250 Laufkilometer, der längste Lauf 26km, 3 Tage vorher im Vater geworden – auch wenn ich kilometerweit weg von jeder Bestzeit war, war ich einer der vielen Sieger dieses Tages!