12.01.2023
Triathlon

Lerche oder Eule?

Am Mittwoch, 11. Januar, fand in Kooperation mit dem Hessischen Triathlon Verband ein Webinar zur Chronobiologie statt. Referent Prof. Dr. Jörg Stehle führte kurzweilig durch die Thematik.

Um die Anpassung der persönlichen Leistung, etwa bei Jetlag ging es in der Abendveranstaltung. Biologe Prof. Dr. Stehle, selbst passionierter Triathlet und Duathlet stellte dar, dass an der persönlichen Tageshöchstform mehrere Faktoren beteiligt seien. So beeinflusse die innere Uhr maßgeblich den Zeitpunkt des Leistungshöhepunktes. Sie sitzt in einem kleinen Kerngebiet im Gehirn. Das Ziel bei Reisen mit starkem Zeitunterschied sei die Umstellung dieser Uhr, um im sportlichen Wettkampf die besten Resultate zu erzielen.

Dr. Stehle verwies auf die Zusammenhänge zwischen Tageszeitpunkten, aber auch Sonneneinstrahlung und der persönlichen Leistungskurve des Einzelnen. Die sportliche Leistungsfähigkeit sei genau wie die beste Gehirnleistung etwa beim Vokabel lernen tageszeitabhängig. Dabei weist die Leistungskurve vormittags und nachmittags einen Anstieg nach oben auf.

Chronotpyen sind genetisch festgelegt

Zudem gebe es persönliche Chronotypen, die genetisch festgelegt seien. So gebe es Lerchen und Eulen, also Frühaufsteher:innen und Früh-Ins-Bett-Geher:innen sowie Spätaufsteher:innen und Spät-Ins-Bett-Geher:innen. Um ohne externe Faktoren herausfinden zu können, zu welchem Typ man gehört, sei das Verhalten im Urlaub hinzuzuziehen. Denn: Ein Großteil der Bevölkerung unterliegt dem sogenannten „Social Jetlag“. Man muss aufstehen zu einer Zeit, wo die innere Uhr sagt, dass es ihr gar nicht passt. Dabei sei die Hälfte der Triathlet:innen ein Morgentyp, also eine Lerche. Studien zu den Olympischen Spielen bewiesen, dass im Schwimmsport die besten Zeiten nachmittags realisiert wurden und somit dort der sportliche Tages-Leistungshöhepunkt liegt.

Nachdem der Chronotyp der Person bestimmt wurde, fängt man vier Tage vor dem Abflug an, eine Blaulichtbrille zu tragen und nimmt Melatonin ein.

Prof. Dr. Jörg Stehle

Wie passt man sich an, wenn man nach Hawaii fliegt?

Dr. Stehle stellte fest, dass eine rechtzeitige Anreise finanziell kaum möglich sei. Rechtzeitig bedeutet drei Wochen vor dem Rennen. Denn ohne Hilfsmittel beträgt der Anpassungszeitraum für eine Stunde Zeitverschiebung jeweils einen Tag.

Um den Jetlag, also die zwölf Zeitstunden-Differenz in den Griff zu bekommen, muss man aktiv werden. Dr. Stehle empfiehlt: „Nachdem der Chronotyp der Person bestimmt wurde, fängt man vier Tage vor dem Abflug an, eine Blaulichtbrille zu tragen und nimmt Melatonin ein.“  Das Blaulicht mit seiner wach machenden Wirkung beeinflusst nämlich die innere Uhr und verstellt sie. Der Körper denkt, es sei noch Tag und ist wach. Das Schlafhormon Melatonin hingegen macht müde. Vor Ort erfolgt dann auch eine rasche Adaption, damit man wach ist, wenn es morgens hell wird und müde ist, wenn es abends dunkel ist. Die Anpassung an die frühe Startzeit vor Ort erfolgt wiederum mit der Blaulichtbrille.

Eine ausführliche Frage- und Antwortrunde der rund 60 teilnehmenden Trainer:innen und Eintrachtler:innen beendete die abwechslungsreiche Fortbildung.