Der "zweite" Pokal am großen Eintracht-Wochenende
Wo bin ich? Warum ist es hier so heiß? Wie spät ist es? Sonntag, 20. Mai 2018, 04:30h, es ist noch stockdunkel und ich bin im Hotel in Calella unweit von Barcelona. In 2 1/2 Stunden werde ich stolz mit dem Eintracht-Adler auf der Brust am Mittelmeerstrand stehen und dem Start des Ironman 70.3 Barcelona entgegenfiebern. Im Moment bin ich noch nicht aufgeregt, denn die Nacht war doch etwas kurz. Nicht nur, dass ich auf Grund der Wettkampf-Anspannung nicht so gut einschlafen konnte, nein fast das ganze Team der Eintracht Frankfurt Triathlon Abteilung hier in Calella, hat gestern am Fernseher aus der Ferne die Eintracht gegen die Bayern beim DFB Finale unterstützt. Viel ‚Rückenwind“ also von der Triathlon Abteilung, und die Jungs in Berlin haben das ja auch echt gut gemacht: Der erste Pokal für die Eintracht ist dieses Wochenende schon mal drin!
... und den zweiten wollen wir dann für die Eintacht Triathlon Abteilung aus Spanien mitbringen. Es geht um den die Ironman TriClub EMEA Championship und die Eintracht hat den Pokal schon zweimal in den letzten Jahren gewonnen. Für uns geht es also um nichts weniger als das Triple - por el triple! Und für mich ist es das erste Mal, dass ich mit der Eintracht Triathlon Abteilung zu einem Wettkampf fahre.
Aber wie komme ich eigentlich hierher als Eintracht Triathlon Neuling? Ganz einfach, weil die Triathlon Abteilung nicht nur sportlich ein tolles Team ist, das Wettkampf- und Breitensport gekonnt verbindet. Nein, mit viel privatem Einsatz hat die Eintracht ein ganzes Team vom Main bis an die Startlinie in Calella gebracht und dabei auch die unglaublich vielen Fragen von Neulingen, wie mir, mit viel Humor genommen und gute Tipps gegeben. Reisekoordination, Radtransport, Triclub Interview, Streckenbesichtigung, Fan-Support etc. All das wird einfach ohne viel Aufhebens persönlich, per E-Mail oder WhatsApp geklärt. Michael, Dieter, Philipp, Julia, Markus und einige andere haben hier echt einen super Job gemacht!
Am Dienstag vor dem Wettkampf haben wir unsere Räder in Kartons verpackt, die Max für uns bei Radsport Stenger besorgt hat. Das Einladen ist für mich der erste persönliche Kontakt mit den Team-Kollegen. Rund 30 Räder verstauen wir im Abteilungs-Crafter. In weniger als zwei Stunden ist ein Großteil der Räder sicher verstaut. Die letzten Nachzügler haben noch bis Donnerstagmorgen Zeit, bis sich Julia, Philipp und Michael mit den Rädern im Crafter auf den Weg nach Calella machen. Die Athleten folgen in kleinen Gruppen oder einzeln mit dem Flieger.
Am Samstagmorgen ist das Eintracht-Team dann vollständig: 27 Eintrachtler, zwischen Mitte 20 und Anfang 70 aus Hessen, Deutschland und der ganzen Welt repräsentieren die Eintracht am Samstagabend bei der Triclub Flaggenparade. Mit gleich mehreren Eintracht-Flaggen, viel „Badesalz“-Charme und ein paar Liedern aus der Nordkurve setzen wir uns und unseren Verein gut in Szene. Der Rest des Abends ist von letzten Rennvorbereitungen und dem gespannten Blick nach Berlin geprägt. Der Rest ist Geschichte.
Am Samstagmorgen spazieren wir nach dem Frühstück im Hotel gemeinsam direkt in den Sonnenaufgang zum 1,5km entfernten Startbereich. Eine unglaublich tolle, fast schon meditative Stimmung. Am Startbereich erfasst mich dann die Wettkampfhektik.
Rund 2.500 Starter und ihre Supporter füllen langsam aber stetig den Strand und mit ACDC‘s „Thunderstruck“ geht’s für mich dann ins kalte Wasser. Obwohl ich es etwas zu schnell angehen lasse, schaffe ich es die ganze Strecke nicht, mich frei zu schwimmen und muss einige Schläge und Tritte in Kauf nehmen. Auch T1 und ein Großteil der traumhaften, aber auch anspruchsvollen Radstrecke sind sehr, sehr voll. Die Radstrecke ist für mich das Sahnestück dieses Wettkampfes; eine sehr schöne Strecke in traumhafter Landschaft. Nur die ersten und die letzten 3 Kilometer im Ort sind aus meiner Sicht eher etwas für ein Radrennen als einen Mitteldistanz-Triathlon. Ein paar übermotivierte Athleten fahren die letzten Meter radikal und technisch schlecht. Das ist ärgerlich und kurz überlege ich, ob ich meine über 40 Jahre Rennraderfahrung raushängen lassen soll, um den Jungs mal zu zeigen, wie man solche Streckenabschnitte schnell, elegant und sicher fährt.
Egal, schnell durch T2 und ab auf die Laufstrecke am Strand. Hier musste ich echt kämpfen und litt kräftig unter der Hitze. Aber hier konnte ich dann auch ganz unerwartet meinen letzten großen Trumpf ausspielen: Das Eintracht-Logo auf dem Wettkampfeinteiler! Gerade als ich bei Kilometer 7 einen richtigen Durchhänger hatte, klopfte mir ein anderer Triathlet mit den Worten „... Eintracht, hey super, das hat mich echt gefreut, dass ihr gestern gewonnen habt ...“ auf die Schulter.
Und auch vom Strand aus haben mir ein paar Mal spanische Jungs aufmunternd „... Eintracht, Eintracht, Eintracht …“ zugejubelt. Das hat mir echt geholfen und so hatte ich noch ‚ein paar Körner‘ für den Zielsprint übrig.
Und dann... Haben wir es geschafft unseren Triclub EMEA Titel zu verteidigen?
Bange Minuten bei der Preisverleihung. Per E-Mail haben wir erfahren, dass wir es aufs Podium geschafft haben. Am Ende ist es ganz, ganz knapp. Die Eintracht Triathlon Abteilung hat den zweiten Platz in der Triclub Category II erreicht.
Aber das ist noch nicht alles. Jürgen hat in seine Altersklasse gewonnen!
Er, Dieter und Markus haben sich für die Ironman 70.3 Weltmeisterschaft qualifiziert und werden die Eintracht im September in Südafrika repräsentieren.
Und ein paar der richtig schnellen Eintracht Jungs und Mädels sind auf der anspruchsvollen Strecke unter 5 Stunden geblieben.
Ein fantastisches Eintracht-Wochenende!
Ich freue mich schon riesig auf den nächsten Wettkampf mit der Eintracht und auch auf das nächste Ironman Triclub Finale!
Der Tag nach dem Rennen begann für die Triathleten der Eintracht mit einem ausgiebigen Frühstück. Im Anschluss galt es dann die Räder wieder zu zerlegen und in die Transportkisten zu verpacken. Schließlich soll das wertvolle Material auch wieder gut zu Hause in Frankfurt ankommen. Wie auch schon beim Aufbau der Räder stand Michael mit seinen hervorragenden Schrauber-Kenntnissen allen als großartige Hilfe zur Seite. Nachdem alle Räder eingepackt und verladen waren verabschiedeten wir die Crafter Truppe mit den besten Wünschen für eine gute Fahrt.
Da die Ironman Veranstaltung lediglich den Namen Barcelona im Titel trägt, aber das Renngeschehen komplett abseits der katalonischen Hauptstadt erfolgt entschieden sich einige von uns dazu einen Tagesausflug dort hin zu unternehmen.
Gesagt, getan. Kurzerhand marschierten wir zum Bahnhof von Calella und machten uns mit der Eisenbahn auf den Weg nach Barcelona. Bereits die Fahrt entlang der Küste war sehr sehenswert und bot uns reichlich Blicke auf die schönen Strände der Costa del Maresme. In Barcelona angekommen startete unser City Trip am Placa de Catalunya. Bereits hier zeigte sich die Stadt mit den vielen unterschiedlichen Baustilen von einer ihrer besten Seiten und machte uns Lust darauf mehr zu sehen.
Zwar stand der Sport bei unserer Reise deutlich im Vordergrund, aber dennoch wollten wir uns auch mit der Kultur und der Geschichte Barcelonas auseinandersetzen. So entschieden wir uns an einer Stadtführung durch die historische Altstadt teilzunehmen. Zwar hatte der Guide einige interessante Fakten auf Lager, aber die Führung ging leider nur sehr langsam voran. Wir wollten ja etwas von der Stadt sehen und nicht nur hören. Daher entschlossen wir uns kurze Zeit später die Stadtbesichtigung auf eigene Faust fortzusetzen. So schlenderten wir also durch die malerischen Gässchen der Altstadt, gönnten uns zwischendurch ein Eis zur Erfrischung und entdeckten viele tolle Plätze und Cafés, die zum Verweilen einladen. Weiter ging es für uns über die Flaniermeile La Rambla vorbei am Kolumbus Denkmal bis zum Hafen. Dort entschieden wir uns spontan für eine Bootsfahrt mit eindrucksvollen Blicken auf große Kräne, große Schiffe uns natürlich ein klasse Stadtbild vor der Kulisse des hügeligen Hinterlandes. Auf dem Rückweg zum Bahnhof entdeckten wir viele weiter Plätze, an denen wir gerne mehr Zeit verbracht hätten. Für uns alle war klar, das Barcelona definitiv einen Besuch wert ist, aber ein einzelner Tag leider nur ausreicht um einen ersten Eindruck dieser vielseitigen und schönen Stadt zu gewinnen. Damit stand für uns fest - wir kommen wieder! Dass das schneller der Fall sein würde als uns lieb ist war uns an dieser Stelle noch nicht bekannt.
Der Dienstag war für die meisten von uns der Abreisetag. Einige nutzten die Zeit für einen Stadtbummel durch die Gässchen von Calella, andere verbrachten die letzten Stunden vor der Abfahrt des Flughafen Shuttles am Strand oder dem Hotelpool. Bereits am vorherigen Tag hatten einige von uns die Information erhalten, dass ihr Flug annulliert wurde, da in Frankreich die Fluglotsten in den Streik getreten sind. Mit einem flauen Gefühl im Magen reihten wir uns am Flughafen angekommen in die lange Schlange vor dem Schalter ein, nur um eine Stunde vor dem geplanten Boarding die Information zu bekommen, dass unser Rückflug ebenfalls annulliert wurde. Organisatorisch hat sich das Personal der Fluggesellschaft leider nicht von seiner besten Seite gezeigt. Es haben sich mehrere Schlangen an unterschiedlichen Schaltern gebildet und keiner wusste so richtig wie es für ihn weiter geht. Nach einer gefühlten Ewigkeit und mehreren Telefonaten mit Reiseveranstalter und Fluggesellschaft hat sich dann abgezeichnet, dass es für uns heute nicht mehr nach Hause geht. Also warteten wir geduldig in der Schlange bis alle von uns mit neuen Flugtickets für den Folgetag versorgt waren. Zu der Zeit war es bereits spät am Abend und wir entschieden uns daher verteilt auf mehrere Taxen nach Barcelona rein zu fahren und dort ein Hotelzimmer für die Nacht zu nehmen.
Es war zwar nicht geplant so schnell wieder zu kommen, aber manchmal muss man die Dinge ebenso nehmen wie sie kommen. So machten wir das Beste daraus und suchten uns ein kleines, gemütliches Tapas Restaurant in der Altstadt heraus. So kam es dann dazu, dass wir in einer netten Runde erneut auf den letzten Abend unserer Reise anstoßen konnten.
Am nächsten Morgen ging es dann recht früh zum Flughafen und glücklicherweise auch ohne weitere Verzögerungen zurück Richtung Frankfurt. Trotz der Widrigkeiten zum Ende der Reise fällt mein Fazit durchwegs positiv aus. Während der Zeit in Spanien haben wir viele schöne Momente als Team erlebt. Nicht nur während des Wettkampfes, sondern auch an den Tagen davor und danach ist mir wieder deutlich geworden was die Eintracht Frankfurt Triathleten für tolle Typen sind!
Fotos by Dorit Mader-Dahmen, Michael Domke, Tim Braulke, Tanja Braulke,