17.08.2010

Ironman Regensburg 2010

Premiere des Ironman Regensburg

Irgendwie hat es immer etwas besonderes, einer Premiere beizuwohnen – man hat keine Erfahrungen, kennt die Unterschiede zu anderen Veranstaltungen nicht und weiß nicht, ob alles klappt, wie man es sich erhofft.

Um einer Hochzeit beizuwohnen, musste ich auf den Start beim Ironman in Frankfurt verzichten, wollte jedoch auch dieses Jahr wieder eine Langdistanz in Angriff nehmen. Ob und wie viel Zeit ich zum Trainieren haben werde, wusste ich nicht, wohl aber, dass es aufgrund der Geburt meines Stammhalter nicht unbedingt mehr werden würde. Deswegen begann nach 2-monatiger trainingsfreier Zeit schon im November mit dem Training, auch wenn der Wettkampf in Regensburg bekanntlicherweise 4 Woche später als der Frankfurter ist. Dass es allerdings im Schnitt gerade mal 7,7 Stunden pro Woche werden würden, hat mich dann doch ein wenig überrascht – ob sich das mal nicht rächen würde?

Die Wettkämpfe im Vorfeld des Ironman hingegen überraschten mich positiv, v.a. meine Bestzeit bei der beliebten Mitteldistanz des Moret-Triathlons. Daher war es mein Ziel, auch bei der anspruchsvolleren Strecke in Regensburg, nach den Wettkämpfen in Frankfurt und Köln im letzten Jahr, das dritte Mal hintereinander die 10:30-Stunden-Marke zu knacken. Da ich ganze 26 Mal (inklusive der Wettkämpfe) vorher Schwimmen war, kam mir das grausige Wetter in der Vorwoche sehr gelegen, denn die Temperatur des Sees sank immer weiter,  so dass bei unter 22 Grad Wassertemperatur der Neoprenanzug natürlich erlaubt war.

Am Morgen dann der übliche Ablauf – Aufstehen um 4 Uhr, Pasta-Frühstück, gewürzt mit Pasta, Nudeln und weiteren gekochten Hartweizenteigwaren. Naja gut, das ein oder andere Süße war dann doch dabei... und so früh wie noch nie lief ich dann zum Bus, um mehr als genügend Zeit für die Vorbereitung der Wechselzone zu haben. Die Stimmung in Regensburg schien mir deutlich offener, aufgeregter & weniger „professionell“, als man es von Frankfurt gewohnt ist, was sicherlich an der großen Zahl an Ironman-Ersttätern lag. Sehr lockere Stimmung bei meinen netten Nachbarn in der Wechselzone, der mit mir zusammen das Glück haben durfte, direkt vor Faris am Dixie-Klo zu warten. Dieser erschien allerdings nicht minder nervös, was auch sein erneutes Auftauchen vor der gleichen Örtlichkeit, nur 5 Minuten später, erklärt. Vor dem Start traf ich auch noch Stefan, der mir kurz die Knackpunkte der Radstrecke erklärte – 15 km bergauf bis nach Brennbach, ab dann geht´s bergab. „Merk´s dir: Da wo´s in den Beinen brennt, geht´s dann endlich runter!“ Super Eselsbrücke, das sollte ich doch in meinem Köpfchen behalten können!

Irgendwann war´s dann so weit – auf zum Start. Nachdem ich meine Badekappe verschlampt hatte, als ich jemandem in den Neo half, bekam ich von einer Helferin zum Glück doch noch eine nachgereicht. Sehr fein. Und dann gings los: Landstart – Hektik und Chaos wie wie immer – ein Mal die lange gerade schwimmen - dann 90 Grad nach rechts abbiegen – kurze Gerade schwimmen – 90 Grad nach rechts abbiegen & fast wieder bis ans Land zurück- Wendepunkt der U-förmigen Strecke und quasi alles wieder zurück schwimmen, nur eben zwei Mal links abbiegen. Da ich nach 33 knapp Minuten schon die Wende erreicht hatte und der Rückweg auch noch etwas kürzer war, hoffte ich auf eine Rekord-Zeit meinerseits- vielleicht etwas um die 1:05 Stunden? Wow, das wäre ja der Hammer! Tja, leider kam ich auf dem Rückweg dann doch vom rechten Wege ab. Da die Sonne so blendete, kombiniert mit meiner (wie immer) beschlagenenen Schwimmbrille, fand ich mich allein auf weiter Flur geschätzte 100m neben der Schwimmgruppe wieder. Wie das passiert war, kann ich auch nicht erklären, aber quer schwimmen wollte ich dann doch nicht, sondern lieber mich auf meinen Schwimmstyl konzentrieren – da hab´ ich wahrscheinlich mehr davon! Letztlich schwamm ich dann leider doch größtenteils alleine, konnte aber trotzdem nach unerwarteten 1:09 Stunden aus dem Wasser hüpfen - vielleicht sollte ich das nächste Mal noch weniger als 70km im Vorfeld schwimmen? ;-) Auch der Wechsel klappte in 5 Minuten für meine Verhältnisse rasend schnell, so dass ich mich nach rekordverdächtigen 1:15 Stunden auf dem Rad befand. Dann ging´s los – brechend voll auf der Radstrecke, viele Überholmanöver, vielleicht auch dadurch bedingt, dass die Kampfrichter sehr präsent waren, was auch notwendig war, wie sich später (wie immer) zeigen sollte. Ich hatte mir fest vorgenommen, nur nach Puls zu fahren – fertig, aus, basta. Dazu noch die regelmäßgie Nahrungsaufnahme, die mir vor einem Jahr in Frankfurt durch einen sich ankündigenden Hungerast fast noch zum Verhängnis geworden war. Um nicht schon am Anfang alle Körner zu verbrauchen, ließ ich es also normal angehen (nicht gemütlich!), auch wenn ich durch zahlreiche Athleten überholt wurde. „Die meisten wirst du später nochmal wiedersehen!“ redete ich mir dabei ein, und das war wohl auch die beste Taktik. 12 km gingen  mehr oder weniger flach ins Land, und dann ging es los mit dem Anstieg – nicht übermäßig hart, aber stetig bergauf. Zwischendrin kurze Flach- oder leichte Bergabpassagen, die ein wenig Erholung boten, aber prinzipiell gab es nur eine Richtung: nach oben! Immer weiter... nur nicht überpacen... die Beine merkt man auch, wenn man nicht übertreibt... weiter... wann kommt dieses blöde Kaff denn nun endlich? ... und wie war die Eselsbrücke? Leidenshausen? Schmerzingen? Tutwehheim? ... mir fiel es nicht mehr ein, bis wir dort waren: Brennbach! Also, ab jetzt nur noch bergab und flach! Bergab stimmte zwar, nur flach war es danach nicht – immer wieder kleine Hügel, die auf der ersten Runde noch gut zu überwinden waren.

Die zweite Runde hingegen wurde schon deutlich schmerzhafter. Ich fuhr weiterhin mein eher ruhiges Tempo und merkte, wie doch einige Athleten Opfer ihrer etwas angriffslustigeren Taktik wurden, während andere konstant ihr Tempo durchhielten. Nach der zweiten Abfahrt merkte man doch, wie es der Rest der etwa 85km langen Runde in sich hatte. Ein unangenehmer Wind von schräg vorne ließ die lange Gerade auf dem rechteckigen Kurs deutlich anstrengender werden als erwartet. Als man dann endlich rechts abbog, kam der Wind immer noch von vorne, nur von der anderen Seite – wie nervig! Da wurden die kleinen Hügel doch recht schnell zu riesigen Bergen und ich merkte, dass mir doch ein wenig die Trainingskilometer gefehlt  haben – meine letzte Radausfahrt von über 100 Kilometern war zwei Monate her, seither waren meine Trainingsfahrten ausschließlich der Weg zur Arbeit und zurück.Deswegen war ich letztlich froh, als dann das Ende der letzten Runde eingeleitet wurde. Anders als in Frankfurt oder Köln fährt man in Regensburg erst die beiden Runden zu Ende und nur für den Wechsel auf die Laufstrecke geht´s (glücklicherweise mit herrlichem Rückenwind!) in die Stadt!

So bequem wie dort ist der Wechsel dann auch nicht, da man nur seinen Beutel gereicht bekommt, vorher das Rad aber selbstständig abstellen, eine kleine Runde laufen und auch alles weitere alleine machen muss. Naja, dauert´s halt ein wenig länger, v.a. wenn man sich spontan entscheidet, lieber am Anfang nochmal schnell auf´s Klo zu gehen – nach etwa 20 Gels und viel Wasser eine gute Entscheidung!

Wirklich einfach ist die Laufstrecke durch Regensburg dann nicht – viele Kurven und andauernd geht es mal für 50 Meter rauf, dann für 200 runter, mal auf Asphalt, mal auf Kopfsteinpflaster, mal auf Schotter. Während es vor allem in der wunderschönenAlttstadt voll und durch die engen Gassen sehr laut war, wurde es später, als es in den Park ging, deutlich leiser. Nur ein paar vereinzelte Zuschauer und der ein oder andere Badegast sahen die Läufer auf den letzten 42 Kilometern. So richtig in einen Laufrhytmus kam ich durch diese Strecke die ganze erste Runde nicht und war zu schnell unterwegs – also Tempo mäßigen, die Kraft brauchst du später noch! Ab dann gelang es mir jedoch, die Laufstrecke mit allen Widrigkeiten bei einigermaßen konstantem Puls zu überwinden und auch meine Nahrungsaufnahme beizubehalten. Je länger der Wettkampf dauerte, desto widerlicher wurde es allerdings, die Gels noch in den Magen zu drücken. Zudem machten es einem die stehenbleibenden Läufer an den Verpflegungsstellen nun auch immer schwerer,  laufenderweise noch an seine Getränke & das Futter zu gelangen – man kam immer wieder aus dem Tritt und es würde mich nicht wundern, wenn auch der ein oder andere schnelle Läufer sich verletzt hat. Irgendwann rebellierte mein Magen leider, so dass auch ich zum Geher wurde, allerdings HINTER der Wechselzone. Nur im Gehen konnte ich Cracker, Salzbrezeln und Wasser einnehmen,  um dann nach diesen 4 kurzen Pausen, in denen ich auch noch erfrischende Ganzkörperduschen der Helfer genoss, mit beruhigtem Magen weiterlaufen zu können. Am Beginn der letzten Runde begegnete ich auch noch meiner Herzensdame mitsamt Sohnemann, die mir dann mitteilte, dass der Kleine gut drauf ist, um mit mir gemeinsam die Ziellinie zu überqueren. Dementsprechend verging diese letzte Runde wie im Fluge und nach 10:38 Stunden spürte ich wieder diese Gänsehaut auf der Ziellinie: „Gleich bist du wieder ein Ironman! Gleich!“ . Während ich mich feiern ließ, suchte ich nach meiner Kleinfamilie und konnte die letzten 100m gemütlich mit Johannes über die Ziellinie marschieren. Warum mich rennenderweise noch zwei Athleten unbedingt vor der Ziellinie überholen mussten, weiß ich nicht, aber mir war das auch vollkommen egal – ich erlebe lieber den Moment des Zieleinlaufes, den kurzen Shakehands mit dem Moderator und den Jubel der Zuschauer!

Mit 10:39 (1:09 – 5:29 – 3:51) Stunden war ich nur knapp von meiner Zielzeit entfernt, bin jedoch sehr zufrieden, weil die Bedingungen doch etwas härter als erwartet und Vorbereitung leider von knapper Zeit statt ausreichend Training gekennzeichnet waren. Aber eines kann ich mir auf die Fahnen schreiben: EFFIZENT war´s, das Training! ;-)