07.07.2009

IRONMAN: Nicht der perfekte Tag...

... aber sicherlich auch kein schlechter!

Mit 54 Eintracht-Mitstreitern machte ich mich gestern daran, wieder einmal Helden für einen Tag zu werden und beim Ironman Frankfurt zu starten. Merkwürdigerweise ließen Nervosität und kleinere Wehwehchen bis zum Renntag auf sich warten, was mich dann doch ein wenig beunruhigte - da musste doch noch was kommen! Auch beim Warten auf den Bus lockere Stimmung, im Bus sowieso, nachdem wir einen reinen Eintracht-Vierer aufgemacht hatten- also alles super. Die Stimmung hellte sich kurz vor dem See nochmal merklich auf, als der ganze Bus einem Mitstreiter beim Verrichten seiner Notdurft im Walde zusehen durfte, während der vordere Bus noch geleert wurde- was für eine Party im Bus! :-)

Am See war dann auch alles fast normal (selbst die trafo-typische Verspätung), bis ich eben meine Reifen aufpumpen wollte, wo das erste Malheur passierte- das Verlängerungsstück war abgebrochen, und ich hatte gerade mal 2 Bar auf den Reifen... na wunderbar! Also, nochmal hin zum Bikestand, alles richten lassen, noch lieber ein neues Verlängerungsstück erworben (sonst hätte ich bei ´ner Panne ja auch nix machen können...) und unter etwas Zeitdruck dann den Rest der Wechselzone eingerichtet.

Als ich dann den Neo anhatte und gen Wasser stieg, kam ich mir etwas beengt vor und hatte das Gefühl, kaum atmen zu können. War das die Aufregung? Nein! Ich hatte am Morgen noch einen Schlauch ins Trikot gesteckt, der den wohl Neo etwas mehr spannte, so dass ich am Hals ein bißchen weniger Freiraum hatte und mir die Luft abklemmte. Da blieb mir nichts anderes übrig als 4 Minuten vor dem Start nochmal zu den Zuschauern zu laufen und mir diesen blöden Schlauch aus dem Trikot nehmen zu lassen- die nette Dame hat dies auch sofort getan und mir viel Glück gewünscht. Letzteres kann ich ja beim Schwimmen immer gebrauchen.

Das Schwimmen selbst lief so, wie es sich für einen mittelmäßig schlechten Schwimmer eben so läuft. Leider brauchte ich im Chaos der Massen einiges an Zeit, bis ich das tun konnte, was ich bei dieser Disziplin am besten kann: Mich hinter den Vordermann hängen und diesen die Arbeit machen lassen. Naja, der Auftrieb des Neoprenanzuges hielt mich auch nach dem Landgang auf Kurs- auch wenn ich nicht unbedingt wieder ins Wasser wollte, schaffte ich es nach 1´08 Stunden das zweite Mal an Land zu gehen und taumelte den Berg hinauf. Die schlimmste Disziplin war geschafft, aber es kam ja noch meine zweite „Paradediszplin“, das Wechseln auf´s Rad...

Eigentlich kam ich mir bei diesem Wechsel unglaublich schnell vor, aber letztlich hat es doch mal wieder fast 8 Minuten gedauert... da gibt´s sicherlich noch Verbesserungspotential. Meine Ausrede für dieses Mal ist ... äh .... also ... der Sand, den ich wieder nicht von den Füßen bekam. Aber mit sandigen Füßen auf´s Rad? Auf keinen Fall! Während des ganzen Proceredes fiel mir auch noch der Chip vom Fuß, worauf mich glücklicherweise mein Sitznachbar aufmerksam machte- danke an diesen stillen Helden, ohne den ich wohl keine einzige offizielle Zeit hätte!

Das Radfahren ließ sich trotz anbahnender Hitze gut an, nur mussten erst die „Teamzeitfahrergruppen“ überholt werden, was nicht immer ganz einfach war. Nachdem mir aber ein Kampfrichter grünes Licht für das Überholen in der dritten Reihe gab, ließ sich dies einiges leichter an und ich arbeitete mich, kontrolliert von meinem Puls, ein wenig nach vorne- ohne es auf dem Rad zu übertreiben lief es gut, so dass ich die ersten 100 km mit einem Schnitt von deutlich mehr als 37 km hinter mich brachte. Die Strategie, an jedem Verpflegungsstand die Lenkerflasche mit Iso-Mix oder (noch besser) Cola aufzufüllen und eine weitere Flasche Wasser zum Trinken und zur äußerlichen Abkühlung mitzunehmen, funktionierte, bis sich Malheur Nummer zwei anbahnte: An zwei Verpflegungsständen hatte ich sowohl Bananen als auch die Cola verpasst, so dass sich ein stärker werdendes Hungergefühl anbahnte, der Puls abfiel und ich immer weniger Kraft auf die Pedalen bekam und teilweise mit 25 km/h durch die Gegend tuckelte – der Hungerast kündigte sich an! Ziemlich früh, ziemlich dämlich, aber passiert halt doch immer wieder, nur dieses Mal passierte es leider mir. Ich zwängte mir in kurzer Zeit meine geschnappten und noch unverzehrten Gels rein, was dieses Problem ein wenig abminderte, jedoch postwenden ein anderes Problem im Magen verursachte, so dass ich fast erbrechen musste. Glücklichweise hatte ich Cracker und Laugenstangen dabei, mittels derer ich den Magen wieder ein wenig beruhigen konnte, aber es musste so schnell wie möglich die nächste Verpflegungsstelle her, sonst würde ich meinen Puls nicht mehr hoch bekommen. Gesagt getan- bei der nächsten Möglichkeit suchte ich gezielt nur nach Cola und Bananen, die mich bei km 140 wieder einigermaßen auf Trab brachten. Aber da hatte ich die Rechnung ohne Malheur Nummer 3 gemacht, welches ich kurz darauf bemerkte: Die vielen Erschütterungen auf der Strecke hatten den Vorbau gelockert – scheinbar schafft „The Hell“ auch 25 Newtonmeter! Also, lieber mal einen Gang rausnehmen und zusehen, dass ich ddie letzten 30 Kilometer unbeschadet überstehe, ohne dass sich der flexible Vorbau noch weiter lockert. Natürlich war es etwas deprimierend, die ganze Zeit von vielen anderen überholt zu werden, aber Sicherheit ging hier eben vor. Aufmunterung gab´s dann nochmal in Bad Vilbel, wo der Moderator mich zufällig sogar persönlich ankündigte und man als Eintrachtler sowieso positiv auffiel. Vor allem aber der Verpflegungsstand mit der Mischung aus materieller Unterstützung in Form von Essen & Trinken und moralischer Unterstützung (mit dem unschlagbaren Megafon-Wasserspritzer-Doppelpack Frank & Frank und allen anderen) trieben mich die letzten Höhenmeter nochmal nach oben, bevor ich mich schon auf´s Laufen freuen konnte. Nach 5´06 Stunden stieg ich dann vom Rad, was immer noch einem Schnitt von 35 km/h entspricht- ganz unzufrieden war ich damit also nicht. Beim Abholen des Rades bemerkte ich noch, dass sich die Bremse und/oder das Hinterrad verstellt hatten, so dass diese (scheinbar für längere Zeit) aneinander schliffen. – ob und wie viel Zeit & Kraft mich das gekostet hat? War das auch eine Folge von „The Hell“? ...? Keine Ahnung, aber zum Glück wusste ich das in der Wechselzone noch nicht, weswegen es mich auch nicht besonders berührte... ;-)

Der abschließende Marathon ließ sich sehr gut an- meine Beine fühlten sich fit, und ich musste mich bremsen, dort nicht zu übertreiben. Mit einem Marathon von etwa 3´35 Stunden könnte ich in die Gegend der magischen 10-Stunden-Marke laufen. Also, fleißig trinken - zu viel gibt´s bei dieser Hitze nicht – und so viel wie möglich den Körper mit Wasser äußerlich herunterkühlen (ich kann nicht sagen, wie viele Schwämme ich verbraucht habe!). Der geplante Schnitte von 5 Minuten pro Kilometer bestimmte mein Tempo für die nächsten 22 Kilometer - doch dann kam plötzlich der berüchtigte „Mann mit dem Hammer“! Die Beine schmerzten, wollten plötzlich nicht mehr, und ich machte auch noch den Fehler, mich kurz hinzusetzen, anstatt zu gehen. Wie sich die anschließenden 20 Kilometer immer wieder anfühlten, kann man sich ausmalen. Nach 26 Kilometern waren meine Beine hart wie Stahlbeton und ich muss wohl so dermaßen schlimm ausgesehen haben, dass mir dann vorgeschlagen wurde, mich dorthin zu begeben, wo ich letztes Jahr doch schon mal war: ins gute alte Sanitätszelt, wo ich dann knappe 10 Minuten weilte und man versuchte, mittels Massage meine Beine von Härtegrad 9 auf unter 5 zu bringen. Dies gelang mittelmäßig und man kann sich vorstellen, wie quälend die nächsten 16 Kilometer bis ins Ziel immer wieder waren, auf ein paar Hochs folgten leider wieder Tiefs. Jedoch wurde man durchgängig von den zahlreichen Supportern aus verschiedenen Lagern angefeuert - Stefans Zwischenruf (wohlgemerkt, er lag locker mit Milena im Gras...)„Trafo, du siehst noch viel zu locker aus!“ ließ mich innerlich sogar lachen, während mir weiterhin jede Stelle am Körper wehtat. Aber die vielen Vereinskameraden (Leute, wie viele wart ihr eigentlich??? DER ABSOLUTE WAHNSINN!), Trainer Bekannte, Freunde, meine erweiterte Familie, und, und, und ... jubelten und trieben mich voran, bis die Flößerbrücke ein letztes Mal überquert war. Ich verweigerte dort die letzte Verpflegungsstelle, weil mittlerweile schon so viele Mitstreiter dort nur noch im langsamen Schritttempo gehend den Weg blockierten und mich nur aus dem Rhytmus gebracht hätten. Kurz danach ging es schon an die Stelle, wo sich die normale Runden-Laufstrecke vom Zieleinlauf teilte – ich hatte es geschafft! 3´54´´42 Stunden für den Marathon, 10´18´´47 Stunden für den gesamten Wettkampf – über 30 Minuten besser als im letzten Jahr. In der letzten Kurve, am Beginn des roten Teppichs, erspäte ich Thomas, der über der Absperrung hängend aus der jubelnden Menge herausragte und die Abklatsch-Orgie einleitete. Jede Hand, die mir entgegenkam, nahm ich mit und genoß das Gefühl, wenige Sekunden später wieder sagen zu können: I AM AN IRONMAN!

 

Liste der Eintracht Finisher