26.10.2008

Ironman Hawaii


Vorgeschichte

Montag, der 7.7.2008
Jetzt hatte ich sie nun: die Quali. Nach einem guten Wettkampf und einer Endzeit von 9h 18min beim Ironman in Frankfurt hatte ich sie nun: die Quali. Vorausgegangen war eine nicht optimale Vorbreitung mit einer verletzungsbedingten Laufpause im März/April und somit großer Ungewissheit, ob ich den Marathon hintenraus überhaupt würde durchlaufen können. Glücklicherweise ging alles gut und ich war mit einer Zeit von 3:30 Std. recht zufrieden.

Die Hawaiivorbereitung

Nach zweiwöchiger Pause nahm ich das Training wieder langsam auf, doch bereits der 2. Trainingslaufauf endete mit  erneuten Schmerzen im rechten Knie. Auch der Ligawettkampf in Waldeck trug nicht wirklich zur Genesung bei... Die folgenden zwei Monaten waren eher von verzweifelten Besuchen beim Orthopäden und Physiotherapeuten als von Laufkilometern gekennzeichnet. So konnte ich bis Anfang September keine fünf Km schmerzfrei laufen. Von da an häuften sich die Zweifel und mein Optimismus schwand zusehends. Hat das überhaupt einen Sinn? Sollte ich wirklich um die halbe Welt fliegen, um möglicherweise bereits nach dem Radfahren meine erste Hawaiiteilnahme beenden zu müssen? Aber es ging ja nicht um irgendeinen Wettkampf, sondern eben um Hawaii! Dennoch war diese Ungewissheit alles andere als förderlich für meine gesamte Trainingsmotivation. In den letzten drei Wochen verbesserte sich der Zustand meines Knies etwas, so dass ich immerhin einmal, wenn auch nicht bis zum Ende schmerzfrei, 13km laufen konnte. So bekam ich wieder etwas Hoffnung...

Hawaii

Highlight in der Vorwettkampfwoche war das morgendliche Schwimmen im „Aquarium“ und das anschließende Kaffetrinken im berühmten „Lava Java“. Beim Schwimmen sah man viele bunte Fische, Riesenschildkröten und es sollen auch Delphine gesichtet worden sein. Im Lava Java mit tollem Blick auf die Bucht von Kona konnte man permanent Athleten mit freiem Oberkörper nie über einem 4er Schnitt vorbeirennen oder mit dem Rad vorbeifahren sehen. Die meiste sahen auch so fit aus als könnten sie alle Weltmeister werden. Je näher der Wettkampf kam, desto intensiver wurden die Diskussionen darüber, ob Zipp 808, Xentis TT oder Lightweight Laufräder beim angekündigten Wind fahrbar seien.

Raceday

Wolkenloser Himmel und schon 28° C. Nach üblicher Vorbereitung und Hektik in der Wechselzone stand ich 15min. vor dem Start am Strand und war sehr beeindruckt zu realisieren, dass es der Ironman auf Hawaii war, der kurz bevor stand. Das Rennen, das ich in den letzten Jahren mit großem Interesse im Internet verfolgt hatte. Das 30 jährige Jubiläum des Rennens mit dem alles begann... Für mich war das der beeindruckendste Moment an diesem Tag.
Dann ging es schon los
Das Schwimmen verlief ohne größere Zwischenfälle, es war nur leicht wellig und auf dem Hinweg zum Wendeboot hatte ich viel Platz, da ich mich sehr weit links aufgestellt hatte. Auf dem Rückweg war es dann doch ziemlich eng, aber unproblematisch. Nach 1:08 Std. stieg ich aus dem Pazifik.
Auf dem Rad freute ich mich über den nicht vorhandenen Wind und nach einer Stunde schon 40 Km gefahren zu sein. So könnte es weitergehen dachte ich mir. Es kam natürlich anders, denn schon kurz danach kam böiger Gegen/Seitenwind auf, der bis zum Wendepunkt in Hawi immer stärker wurde. So musste ich zeitweise vom Aerolenker auf die normalen Lenkergriffe umgreifen, da ich mein mit Zipp 808 Vorderrad bestücktes Rad kaum halten konnte. Besonders schlimm war die Abfahrt von Hawi. Bei 60-70 km/h  traute ich mich nicht mehr weiterzutreten, sondern versuchte zusätzlich mit den Knien gegen das Oberrohr zu drücken, um mein schnelles Specialized auf der Straße zu halten. Einige Schreckmomente später war es nur noch Gegenwind der mir auf den letzten 50 Km zusammen mit beginnenden Krämpfen in den Oberschenkeln zu kämpfen machte. Nach 4:57 Std. stieg ich vom Rad und freute mich beim langen Lauf durch die Wechselzone zu sehen, dass bisher nur sehr wenige Räder in der Wechselzone standen.
Nach einem entspannten Wechsel lief ich bewusst sehr ruhig im 5:20-5:30er Schnitt los, da ich die Hoffnung hatte mein Knie würde sich so erst möglichst spät melden. Auf der ersten Wendepunktstrecke auf dem Alii Drive kamen mir zunächst die ersten Profis entgegen. Das war sehr interessant, da man so, wie auch schon beim Radeln, das momentane Renngeschehen mitbekam. Da die Sonne immer noch mit aller Kraft vom Himmel brannte, versuchte ich mit viel Eis und Getränken einen kühlen Kopf zu behalten. Dummerweise hatte ich so ab Km 5 schon nasse Schuhe und bald auch die ersten Blasen. So lief es bis Km 16 recht entspannt. Ich wurde zwar von vielen der 630 Athleten, die ich beim Radeln überholt hatte wieder eingeholt, aber das eigentliche Problem kam jetzt erst. Ab Km 17 begannen die Schmerzen an der Sehne meines rechten Knies. Diese wurden schnell so stark, dass ich statt zu laufen nur noch langsam im 7-8er Schnitt humpeln konnte. Alle 500-1000m musste ich anhalten und die Außenseite meines Oberschenkels dehnen, um überhaupt wieder ein Stück weiterlaufen zu können. Mir war klar, dass es noch 25 Km und somit noch sehr weit bis ins Ziel war, doch den Gedanken aufzugeben verdrängte ich sehr schnell. Nun ging es nicht mehr um eine gute Zeit, sondern nur noch darum irgendwie das Ziel zu erreichen. Ich versuchte mich über jede geschaffte Meile zu freuen und redete mir ein es seien ja „nur“ noch 20, 19, 18...Km. Für etwas Abwechslung sorgten wieder die entgegenkommenden Profis, Alex und einige andere Bekannte. Der Blick nach vorne über den nicht enden zu scheinenden Highway immer geradeaus bis zum Horizont war mental doch schon sehr hart und dann der Gedanke an den Rückweg... Ich rettete mich von Kilometer zu Kilometer. Das Herunterlaufen der Palani Road bei Km 41 war dann noch ein Höhepunkt in Sachen Knieschmerzen und dann war ich nach 5 Std.! doch endlich wieder auf dem Alii Drive. Der Zieleinlauf mit dem bekannten Satz: “You are an Ironman“ war in der Dämmerung erlösend und besonders, doch so richtig freuen konnte ich mich nicht. Zwar war ich froh doch irgendwie noch ins Ziel gekommen zu sein, doch die Enttäuschung weit unter meinen Möglichkeiten geblieben zu sein überwog.
Im Nachhinein war ich über den Ausgang des Rennens immer noch nicht glücklich, aber doch zufrieden wenigstens gefinisht zu haben, denn darum geht es beim Ironman und besonders auf Hawaii hauptsächlich. Die folgenden 2 Tage konnte ich kaum gehen, weil mein Knie schon bei leichter Beugung sehr stark schmerzte, aber vielleicht gibt es doch irgendwann noch mal eine „Revanche“...
Ich möchte mich an dieser Stelle noch bei euch allen für die vielen SMS und Emails bedanken.