Schlag 6 Uhr klingelte der Wecker bzw. schlug der BigBen aus dem Handylautsprecher zum Angriff. Die Nacht, eher unruhig, dank einer scheinbar endlosen Schlange grölender Briten die ständig vor dem Hotel entlang zu ziehen schien. Selbst Ohropacks halfen nur bedingt. Vielleicht waren es auch nur 3-4 die immer im Kreis liefen. In die Klamotte gesprungen und ab ans Buffet. Extra für die zahlreiche Scharr an Triathleten und deren Betreuer hatte das Hotel das Frühstücksbuffet schon um 6 Uhr eröffnet. Schnell zwei Baguettes in die Toaster Maschine gesteckt und nebenbei erkundet was noch leckeres zu finden sein könnte. Die Auswahl war sehr übersichtlich. Doch dank des am Vortag erstanden Brotaufstrichs eines italienischen Herstellers war das Frühstück gerettet. Nun wieder mal geschaut was die Toaster Maschine mit meinen Baguettes machte, doch es wart nicht gesehen. Einmal hinter das „Maschinchen“ geschaut, hatte es sich am Auswurf verhakt und brannte inzwischen leicht vor sich hin. Zum Glück war kein Schaden entstanden. Der verbrannte Rest konnte mit einem chirurgischen Schnitt vom genießbaren Rest getrennt werden. Beim anwesenden Kellner konnte man im Gesicht lesen, das er dies nicht ganz so lustig fand, was der Deutsche da morgens in seinem Restaurant trieben. Gestärkt ging es zurück ins Zimmer um die berühmte weiße Tüte mit den restlichen Utensilien wie Trinkflaschen, Garmin, Riegel&Co. einzusammeln. Mit dieser über der Schulter reihten wir uns ein in den Prozessionszug der Ironmanjünger, welche aus all ihren Hotels geströmt kamen und nur ein Ziel hatten, die Wechselzone. Diese erstreckte sich über ca. 400m. Die obligatorische Suche nach einer Luftpumpe war schnell beendet, da mein Radnachbar glücklicherweise eine dabei hatte. Nachdem er sich versichert hatte, daß wir nicht in der selben Altersklasse starten würden überließ er mir diese. Kaum waren 9bar reingequetscht, Riegel verstaut und Trinkflaschen montiert musste die Wechselzone geräumt werden. Meine Altersklasse durfte 8.30Uhr starten. Zeit genug um sich schon mal mit dem Element Wasser, hier im speziellen Salzwasser in Kombination mit dem Neoprenanzug vertraut zu machen. Sensationelle Wasserlage in Verbindung mit gutem Vortrieb konnte festgehalten werden. 8Uhr ging der Wellenstart mit den Profi-Herren los, gefolgt von den Damen. Eingereiht in die Neoprenpinguine stand ich bereit um meinen ersten Schwimmstart von Land zubereiten. Die Ausgangsposition in Reihe 2 war gut. 8:28Uhr ertönte das Horn und los ging es zu 1.9km Schwimmspass. Voll Kraft voraus wurde es schnell hektisch um mich. Arme rotierten, Beine schlugen, es wurde gezogen, gehalten wo es nur ging. Nach gefühlten 100m war mir klar, auf Salztabletten kann heute verzichtet werden, es war schon jetzt genug Mittelmeer eingesaugt. Entgegen meiner Hoffnung entzerrte sich das Feld nicht. Eingekeilt wurde ausgeteilt. Mein Vordermann wehrte sich gegen seine Angreifer mit energischen Fußtritten, einer traf meinen Unterkiefer. Das war hart, aber keine Chance zum Ausruhen. Erst nach ca. 1.4 km löste sich das Feld etwas auf und man konnte befreiter schwimmen. Die Prügelei war nach 33Minuten beendet und das rettende Festland erreicht. Es galt 200m in die Wechselzone zu joggen und dabei elegant den Neo bis zur Hüfte abzustreifen. Das gelang ganz gut. Tüte mit den Radutensilien vom Ständer geschnappt, Neo aus, Helm auf, Schuhe an. Leider war gerade Rushhour im Wechselzelt und kein Helfer der mir den Neo in die Tüte stopfen wollte zu Hand, wertvolle Sekunden waren so verschenkt. Nachdem der Neo in der Tüte, Tüte korrekt verschlossen und am korrekten Platz abgelegt war, ging es zum Rad und mit diesem auf die Radstrecke.Nun lagen 90km, wovon 20km Anstieg am Stück waren vor mir. Der erste gestürzte Radfahrer lag nur 500m nach der Wechselzone am Straßenrand. Der Blick auf die Pulsuhr offenbarte, locker werden, Puls senken. Gut rollte es die ersten 10km und 20min entlang der Küste bis zum Anstieg. Wichtig war die Energiezufuhr aufrecht zu halten. Doch das gestaltete sich schwierig. Der Tritt gegen den Kiefer machte Kauen fast unmöglich. So lutschte ich die Riegel mehr oder weniger erfolgreich und ließ es dann bald bleiben. Viele Damen und Herren konnten überholt werden und es rollte richtig gut. Auch am Berg waren die Beine noch frisch und mit Druck ging es weiter. Nur einer überholte mich während der fast einstündigen Auffahrt, ein gewisser Laurent Jalabert. Ich war gewiss nicht langsam, aber er war gefühlt doppelt so schnell. Aber als Träger des Trikot des besten Bergfahrers (2001, 2002) bei der Tour de France sollte es auch nicht langsamer sein. Bei der Auffahrt hielt ich immer Ausblick nach einem Eintrachttrikot, und es dauerte bis zum ¾ des Berges als Anja Landmann auftauchte. Sie war gut drauf. Da Auffahren schöner ist als Abfahren, kam nun der tückische Teil mit seinen Serpentinen und Kurven. Rasant ging es wieder ins Tal, durch Dörfer und Städte. Eine Gruppe, welche seit der Abfahrt an meinem Hinterrad klebte konnte erst wieder am ersten Hügel erfolgreich abgehängt werden. Bei ordentlichem Druck platzten Sie nach und nach weg. Nur einer sollte/wollte bis zum Kilometer 85 bei mir bleiben. Immer wieder überholte er mich um für einige Meter vorn zu fahren, dann aber wieder in meinem Windschatten zu Regenieren. Teilweise war er so nah an meinem Hinterrad, daß ich seinen Freilauf vom lockeren „hinterhergerolle“ in meinem Windschatten hören konnte. Es gelang mir auf den letzten 4km den Abstand zu vergrößern, so daß er teilweise außer Sicht war. Doch schon auf der Laufstrecke sollten wir uns wieder sehen. In der Wechselzone standen noch nicht sehr viel Räder, was mir ein gutes Gefühl mit der Radzeit gab. Der Wechsel von Rad auf laufen verlief für mich alten Bummler recht flott. Ich merkte aber meinen Magen. Zuviel trinken, zu wenig festes Essen. Suboptimale Bedingungen. Im Kopf die Skizze mit den Verpflegungsstellen und den dazugehörigen Dixis ging es auf den Rundkurs entlang der Uferpromenade, welcher 4mal zu Umrunden war. Leif, mein schwedischer Windschattenfreund überholte mich bei Kilometer 1. So verging die erste Runde ohne Dixi. Die zweite Runde wurde mit Cola überbrückt und auf Gels verzichtet. Langsam ging es dem Bauch besser, keine Experimente, es blieb bei Cola. Nun wurde es zunehmend voller und auch Anja tauchte wieder auf. Ein kurzes „Hallo, das sieht gut aus“ mussten reichen. An den Verpflegungsstellen bedeckten zunehmend Schwämme und Becher den Boden wie ein Teppich. Aber das sollte mich nicht mehr stören, es waren nur noch wenige Kilometer bis ins Ziel. Mit vier Bändern am Arm durfte ich in den Zielkanal einbiegen. Auf den letzen 400m hielt der Veranstalter noch ein Schmankerl in Form einer Brücke bereit. Nach 1:33 Std. blieb die Uhr für den Halbmarathon stehen. Die Zielzeit war mit 4:42:02 Std. besser als erwartet. Mein Freund Leif, der Lutscher, kam im Zielbereich zu mir und bedankte sich für ein gutes Rennen. War mir egal, ich musste mal eben zum Dixi.Sowohl Schwimmen als auch Laufen waren wie erwartet, die Radzeit besser als gedacht. In der Abrechnung bin ich 25. meiner Alterklasse und 99. vom Gesamtfeld inkl. Profis.Die Finisherquote soll laut Veranstalter bei 99.1% gelegen haben.Von der Eintracht war noch am Start (bzw. wurde gesehen):Meike Krebs: 4:48 (8. F-Pro / 132. Overall)Anja Landmann: 5:37:48 (6. AK F40-44 / 790. Overall )Peter Harroider: 5:43:09 (101. M45-49 / 868. Overall )Sascha Gurzynski: 6:48:04 (185. M45-49 / 1446. Overall)und noch mindestens zwei weitere Kollegen die ich nicht kannte.
23.05.2011