17.07.2009

Ironman 2009

Triathlonfreunde, Triathlongegner, Freunde der gepflegten Leibesübung,

getreue dem Motto "Aller guten Dinge sind drei" hatte ich mich zum meinem dritten Dreikampf auf der Ironmandistzanz (Schwimmen 3,8 km, Rad 180 km und Laufen 42,2 km) zum dritten Mal mit den ca. 2.500 anderen Weggefährten zum Triathlon spielen verabredet.

 

Aus irgendeinem Grund hatte ich es in die erste Startgruppe um 6:45 Uhr geschafft. Vermutlich weil die Qudratwurzel aus der Quersumme meines Geburtsdatum und meiner 2007er-Zeit (10:17 Std.) sowie die Umlaufzeit des Raumschiffs Orion um eine bis dahin unbekannten Planeten meine Startnummer 317 ergab. Sei es drum, in meinen Startunterlagen liegt eine schicke graue Badekappe. Ein weiterer Vorteil ist, daß man mit 400 Weggefährten startet, statt mit dem großen Feld von 2.000 Teilnehmern. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. So findet das frühere Aufstehen nicht uneingeschränkten Anklang in meinem kleinen Fanclub. Aber Mutter, wir sind nicht bei "Wünsch Dir was" oder in einer Demokratie. Und ein Ironman ist halt keine Ferienaufenthalt auf dem Ponyhof. Gesagt-getan der Wecker klingelt um 4:00 Uhr  und es folgt das übliche Ritual: Knappe Gespräch mit meinen Coaches Ma & Isabell, 5:00 Uhr Abfahrt zum Langener Waldsee.

 

Dort ist bereits eine Riesenstimmung unter den Tausenden von Zuschauern. Insgesamt, so schätzt die Polizei, waren es in diesem Jahr 500.000 Zuschauer entlang der Strecke.  Und da das ganze bereits mein dritter Ironman ist, läuft dann die Vorbereitung nahezu mechanisch: Dixie-Klo  - mit Papier und ohne Schlange ;-) -, Reifendruck kontrollieren, Helm, Brille, Startnummer und Schuhe richten, Brustwarzen abkleben und ab ins kleine Schwarze. Mit 24,5 Grad Wassertemperatur sind wir gerade noch einmal um das Neoverbot herumgekommen. Für den gemeinen Triathleten würde dieses nämlich bedeuten, daß er nicht nur darauf achten muss, vorwärts zu kommen sondern auch oben zu bleiben.

 

6:45 Uhr. Peng! Es geht los. Time for delivery! Recht schnell komme ich in meinen Rhythmus. Nach der Klassenkeilerei von 2007 bekomme ich lediglich an der ersten Boje einen Nasenstüber und bin froh, daß die Klitschkos keine Triathleten sind. Nach 33 min. ein kurzer Landgang und dann ab in die zweite Runde. Ich habe das Gefühl, das es ganz ordentlich läuft. Wie ordentlich, merke ich aber erst richtig um 7:46 Uhr. Nach 1:01 Std. steige ich aus dem Wasser. Wahnsinn, 5 min schneller als vor zwei Jahren. Da ich dieses mal auf den Kajalstrich verzichte und mich nicht umziehe, schlägt das auch noch einmal mit zwei Minuten zu Buche.

 

Dann auf das Rad und ab in Richtung Frankfurt. Was für eine Erfahrung wieder einmal durch seine Stadt zu radeln, die komplett gesperrt ist. Vom Osten aus geht es Richtung Maintal zu "The Hell", eine Kopfsteinpflasterpassage, die es in sich hat. Dort wird man ordentlich durchgeschüttelt und die Elektrolyte hält es kaum in den Flaschen. Bei mir sorgt das zwischenzeitlich für einen Aussetzer meines Tachos. Dafür ist die Stimmung bombig. Sinnigerweise hat man nach diesem Abschnitt einen Bike Service eingerichtet. Aber bei mir sind "Mensch und Maschine" wohlauf. Und es läuft gut. Mit einem 34er Schnitt beende ich die erste Runde (2:28 Std.). Auf der Hanauer Landstraße habe ich dann eine fiese Ahnung, daß Wind aufkommt. Das bestätigt sich in der zweiten Runde. Insbesondere zwischen Karben, Ilbenstadt und Niddatal verbläst es mir den Schnitt. Der Wind und ich werden einfach keine Freunde. Schon zu der Zeit, als ich noch mit dem CVJM in den Urlaub gefahren bin, habe ich bei Bob Dylans "..the answer my friend is blowing in the wind." nie mitgesungen. Auf dem Rückweg nach Frankfurt spüre ich meine Pedalplatten und ich nehme einige Male den Fuß aus dem Klickpedal. Als mich in Karben eine Wespe in den Oberschenkel sticht habe ich keine Lust mehr Rad zu fahren. Neues Rad hin, neues Rad her. Die zweite Runde beende ich nach 2:38 Std. mit einer Gesamtradzeit von 5:29 Std. Gleiche Zeit wie 2007. Grummel…

 

Mit etwas weichen Knien - man spürt sein Körpergewicht zum ersten mal nach sechseinhalb Stunden wieder - renne ich in die Wechselzone. Dort hat bereits "mein" Helfer die Startnummer gesichtet und meinen Laufbeutel ausgekippt. Auf der Laufstrecke dürften es ca. 30 Grad sein. Daher beschließe ich diesmal gleichmäßig 5 min/km zu laufen und schnalle mir meinen Garmin mit GPS um. Dann beginnt die Hitzeschlacht. Insgesamt sind vier Runden a 10,5 km am Main zu laufen. Den Temperaturen werden viele Teilnehmer Tribut zollen und einbrechen bzw. ganz aussteigen. Schnell komme ich in meinen Laufrythmus und mach an jeder Verpflegungsstelle Gebrauch von Wasser, Elektrolyt, Cola und auf jeder Runde ein Gramm Salz. Es motiviert und hilft, die anderen "Adler" von der Eintracht auf und an der Strecke zu sehen. Überhaupt ist man "die Eintracht". Ein Zuschauer ruft mir zu: "Eintracht, weiter so. Wenn sich die Fußballer so quälen würden wie Ihr, müssten die nicht jedes Jahr gegen den Abstieg spielen". Dazu kommt die Unterstützung von Isabell, meiner Mutter, Marc, Anna, Roland, Siiri, Kiirsie, Ilja, Fabian, Jost und den vielen anderen. Glaubt mir, auch wenn ich diesmal nicht zum flaxen aufgelegt war, ich habe jede Art der Unterstützung dankend wahrgenommen. Meine Rundenzeiten sind mit 50 bis 54 min einigermaßen gleichmäßig. Aber es ist hart, sehr hart. In der letzen Runde fällt mein Blick vom der Sachsenhäuser-Ufer auf den Dom: 16:30 Uhr. Jetzt noch einmal Richtung Gerbermühle das letzte Markierungsband einsammeln, noch einmal über die Flößerbrücke, und endlich der erlösende Abzweig zum Römer. Ich bekomme Flügel. Alle Anstrengungen und Schmerzen fallen ab. Dann der Einlauf am Römerberg: Wieder ein ergreifender Momente in meinem Leben. Mit 3:32 Std. beende ich den Marathon.

 

Frankfurt, 05.07.2009, 16:55:00 Uhr: Aller guten Dinge sind drei - Ich bin erneut ein Ironman!

 

Auch wenn ich noch einige Minuten brauche und mit meiner zweiten Radrunde hadere, wird mir klar, daß jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde in der Vorbereitung mit 190 km Schwimmen, 5.300 km Rad und 1.025 km Laufen es wert waren. Die Gesamtzeit von 10:10 Std. ist neue Bestzeit. Insgesamt  verbessere ich mich um ca 130 Plätze und es springt damit Platz 354 (446, 903, 171) von 2.059 bei den Männern heraus.

Besonders bedanken möchte ich mich bei Isabell, die selbst Verständnis hatte, als klar wurde, dass 2009 "aller guten Dinge Drei" sein würden. Dafür und weil Du so bist, wie Du bist, Danke. Ein ebenso großes Danke an meine Ma. Schön, dass Du dabei warst. Nächstes Jahr darfst Du beim Ironman ausschlafen.

 

Am nächsten Tag bekommen bei der Award-Party die 70+ Athleten den größten Applaus. Ich weiß nicht, ob ich das Ganze noch dreißig Jahre lang oder in dreißig Jahren machen werde. Feststeht aber, daß ich erst wieder einen Ironman mache, wenn ich Radfahren kann. Aber was auch immer passiert, gilt doch:

 

Pain is temporary, pride is forever!