03.06.2011

Fritzlar: Teamsprint mit Hindernissen

Nervenaufreibender Start in die Ligasaison für die Regionalliga-Damen

Alles fing so harmlos an: Eva Dahlmann suchte eine Ersatzfrau für die Damenregionalliga. Ok, dachte ich, warum nicht. Eine Woche vor dem Wettkampf in Fritzlar trafen sich dann sieben motivierte Damen der 1. Hessenliga und der Regionalliga in Evas Garten zum Wechseltraining. Dort der Hinweis: Die Auflieger müssen runter! Da im Teamsprint Windschatten gefahren wird, sind sie nicht erlaubt. Gut, abgeschraubt.Während der Großteil der Starter mit dem Eintrachtbus anreiste, fuhren Tanja Engel und ich mit dem Auto. Geographisch unbeleckt ließen wir uns vom Navi ins knapp zwei Sunden entfernte Fritzlar leiten. Das schickte uns durch Dörfer, die so klein waren, dass ihre Hauptstraßen nicht mal mehr einen Mittelstrich hatten! Wo, um Himmels Willen, ist nur dieses Fritzlar?!Gute drei Stunden vor unserem Start erreichten wir das hübsche Fritzlar und begaben uns ganz gemütlich zur Anmeldung, wo wir auch schon von unseren Teamkameradinnen erwartet wurden. Leider waren wir im Regionalligateam nur zu dritt, es durfte also nix schief gehen. Während wir noch schnackten, kam José, unser sportlicher Leiter vorbei, warf einen Blick auf mein Rad und meinte: "Damit darfst du vermutlich nicht starten." Und schon war's vorbei mit der Gemütlichkeit. "Was?!" Ich habe auf meinem Rad keinen normalen Rennradlenker sondern einen Hörnchenlenker. Im Regionalligateam breitet sich Nervosität aus. Also, ab zum Wettkampfrichter: "Nein, der Lenker ist nicht erlaubt." Da hilft auch kein noch so verführerisches Wimpernklimpern und mitleidheischendes Aber-ich-hab-doch-kein-anderes-Rad-Gejammer, der Wettkampfrichter bleibt hart. Schockstarre im Regionalligateam.Daraufhin dreht sich ein Athlet am Check-in um und fragt: "Brauchst du ein Rad?!" "Jaaaaa!" "Meine Schwester wohnt 500m von hier. Sie hat sich gerade ein neues Rad gekauft, vermutlich kannst du ihr altes haben." Gesagt, getan. Ich ging mit meinem Rettungsengel Martin zu dessen Schwester Mareike, die mir bereitwillig und ohne zu zögern ihr ausgemustertes aber dennoch einwandfreies Rad zur Verfügung stellte. Wir schraubten meine Pedale dran, Martin machte Sattel und Lenker niedriger, ich ließ mein Rad als Pfand zurück und rückte wieder ab in Richtung Start. Einlauf in Jubelpose, Erleichterung im Regionalligateam.Bei einer kurzen Probefahrt merkte ich, dass der Sattel noch ein wenig zu hoch war. Also, Werkzeug raus, Schraube auf, Sattel runter, Schraube zu – knack! Nach fest kommt ab, gaaaaah!!! Ich hatte es geschafft, die Schraube der Sattelklemme abzureißen. Schnappatmung im Regionalligateam. Was tun? Eine neue Schraube würde nichts nützen, da die abgebrochene Hälfte ja noch in der Sattelklemme steckte. Die Idee: Meine eigene Sattelklemme muss her. Also spurtete ich zurück zu Mareikes Haus, kämpfte mit meinem Sattel – Karbon auf Karbon, ich war schweißgebadet – nur um von Martin, der auf Grund meines Geächzes aus dem Haus kam, zu erfahren, dass der Durchmesser nicht passen würde. Daraufhin gab er mir die Klemme von Mareikes MTB, auch gut. Ich spurtete zurück zum Start. Mittlerweile hatte ein barmherziger Helfer vor Ort dafür gesorgt, dass jemand mit dem Motorrad eine Sattelklemme aus dem nächst gelegenen Radladen holte. Was für ein Aufriss! Endlich alles gut: Der Sattel saß Dank MTB-Klemme wieder fest und ich hatte gleich noch einen Ersatz für Mareikes zerstörte Rennradklemme. Aufatmen im Team, doch nicht zwei Stunden umsonst gefahren. Jetzt schnell einchecken und nichts mehr anfassen, Frau Böhm!Endlich konnten wir uns dem eigentlichen Grund unserer Anreise widmen: dem Wettkampf. Das Schwimmen lief zwar rund, aber leider nicht besonders schnell, so dass wir als 6. aus dem Wasser kamen. In der Wechselzone blieb zu viel Zeit liegen und auf dem Rad waren wir unglücklicherweise eher inhomogen, daher 6. Radzeit. Aber die Devise lautete: Niemals aufgeben! Also gaben wir auf der Laufstrecke noch mal richtig Vollgas und legten die 5 km in 21'43 zurück, immerhin 3. Laufzeit. Die 1:24'44 reichte trotzdem nur für den 6. Platz. Macht nix, Spaß hat es trotzdem gemacht. Und allein Katjas himmlischer Käsekuchen war die Teilnahme wert!Fazit: Ich bin wieder dabei – und nicht nur wegen des Käsekuchens.Und noch die Ergebnisse der anderen Teams:
HTL 1. Liga Frauen: 8. Platz, 1:27'24
HTL 1. Liga Männer: 5. Platz, 1:09'36
RL-Mitte Männer: 4. Platz, 1:07'19Liga-Wettkampfergebnisse von Fritzlar im Detail (PDF)