08.10.2019

Erlebnisbericht IRONMAN Frankfurt 2019

Axel Fischer berichtet von seinem ersten IRONMAN beim Hitzerennen in Frankfurt 2019.

Erlebnisbericht – Ironman 30. Juni 2019 Frankfurt am Main Im letzten Jahr fiel der Entschluss, an einer Langdistanz und zwar der Ironman in Frankfurt ( 3.8km Schwimmen, 185km Rad, 42,2km Laufen) teilzunehmen.Hinter der Ziellinie stand ich ja bereits schon mal in 2016 als Helfer im Zielbereich, um die Athleten in Empfang zu nehmen. Ein Ort mit riesigen Emotionen. Freitag 28 Juni 2019 Wettkampfbesprechung im bereits aufgebauten Tribünenbereich am Roemer. Die Sonne brennt unbarmherzig. Es wird bereits Neoprenverbot zum Schwimmen prophezeit. Viele Eintrachtler*innen dabei und wir machen ein Team Foto Dann Abholen der Startunterlagen am Mainkai. Der Merchandisingbereich hat guten Zulauf. Ich kaufe mir noch eine luftige Laufkappe. Zu Hause werden dann schon mal alle Utensilien zurechtgelegt und nochmal der Rennguide durchgelesen. Samstag 29 Juni 2019 Es gibt noch so einiges zu tun, Wechselbeutel packen, Nummern auf Rad und Helm. Friseurbesuch11.30 am Langener Waldsee zum Rad einchecken, es ist bereits relativ viel los. Nochmal 500m Schwimmen, das Wasser ist schön warm. Über den Strand zu laufen ist fast unmöglich, der Sand ist so heiß. Noch ein Café am Kiosk und mit einigen Leuten erzählt. Viele Teilnehmer aus dem Ausland, auch Koreaner und Japaner – haben die nur Ironman-Kleidung - wie aus dem Ei gepellt. Zu Hause dann Vorbereitung der Gelflasche – noch nie 16 Gels ausgedrückt.22:00 ins Bett (relativ zeitig) Sonntag 30 Juni 03:00 aufgestanden, erstaunlich gut geschlafen und sehr ausgeruht.Gewohntes Müslifrühstück und ein Ei. 03:30 Abfahrt, Auto im Parkhaus Hauptwache geparkt. 04:30 Abfahrt unseres Eintracht Busses. Entspannendes Fahrtespräch mit Caro und Joerg. Allgemein gute Laune und es gibt einiges zu Lachen 05:00 Ankunft am Waldsee, eine lange Auto- und Busschlange, wir dürfen daran vorbei und fahren direkt zum Eingang vor. Ausnahmegenehmigung für die Eintracht. „Freizeitprofi – Gefühl“ Reifen aufpumpen, Flaschen und Tacho anbringen. Kontrolle des Wechselbeutels und obligatorische Toilettengänge – etwas Aufregung macht sich nun breit. 06:25 Profi Männer und Frauen Start. Die Musik bring einen auf Touren. Noch kurze Gespräche mit Vereinskameraden – gute Ablenkung. 06:40 Es geht los für die über 3000 Altersklassenathleten, rollender Start. Ich ordne mich in der vorletzten Gruppe ein, da Schwimmen meine schwächste Disziplin ist. 07:00 Im Wasser. Herrlich bei Sonnenaufgang. Wasserlage ist trotz Neoverbot gut und es geht gefühlt gut vorwärts. Schwimmbrille ist dicht, beschlägt nicht und ich habe gute Sicht auf die Bojen. Es ist mein Tag und ich möchte Ihn genießen. Sport Uhr vibriert - 500m geschafft, einfach so weitermachen. Nach 1.5km der vorgeschriebene Landgang und wieder rein ins Wasser. Noch 2.3km. Ich schwimme ruhig, um noch viel Kraft für den Rest des Tages zu haben. Zwischendurch Brille korrigiert, beschlägt nun doch etwas. Dann endlich Schwimmziel gut in Sicht, nach 1h:41min aus dem Wasser, keine heroische Zeit, aber mir geht es blendend. Große Freude aufs Radfahren. Rein ins Wechselzelt. Radtrikot über den Einteiler, wie geplant als Sonnenschutz. Wollte mich ja noch eincremen und den Puls Gurt anlegen, Trikot nochmal an und aus.Zeit spielt heute eine nebensächliche Rolle. Gut gewappnet sein für die Hitzeschlacht. Schuhe, Startnummer, Sonnenbrille, Helm aufziehen und zum Rad. Bis zur Zeitmesslinie ist es nicht weit. 08:52 Das Rad und ich sind unterwegs. Schöne Fahrt auf der Bundesstraße Richtung Frankfurt.Viel Glücksgefühl. So warm ist es ja gar nicht. Gute Zuschauerstimmung und Kulisse in Frankfurt. Erste Verpflegungszone. Iso-Flasche wechseln und Wasserflasche aufnehmen, hab ja genügend Halter. Tanja hat gesagt am besten „nass“ Fahren Richtung Wetterau - das kurze Stück berüchtigtes Kopfsteinpflaster kommt, mein Gott hier wird alles durchgeschüttelt. Am Ende greife ich hinter den Sattel zur Wasserflasche – weg. Ich hab’s gewusst, der neue Flaschenhalter ist zu anfällig für strake Vibration, Flasche ist rausgefallen. Nächster Verpflegungspunkt – Flasche aufnehmen und in den hinteren Flaschenhalter - geht nicht, was ist da los? Langsam rollen und schauen was da los ist, Unachtsamkeit und ich fahre gegen den Bordstein und kippe zur Seite. Nun habe ich genügend Zeit nach dem Flaschenhalter zu sehen. Schreck und Frust – eine Schraube hatte sich gelöst und ist weg. Die runde Flaschenaufnahme wackelt, da kann keine Flasche mehr halten und so kann ich nicht weiterfahren. Was hat der Radservice denn falsch gemacht beim anmontieren? Überlege wie ich das fixieren kann. Der Mobile Radservice hält plötzlich neben mir. Euch hat der Himmel geschickt. Im Formel 1 Pit-Stop Tempo wird mit Kabelbindern fixiert und ich werde noch angeschoben und weiter geht´s. Herrlich so ein Glück im Unglück. Die Kilometer summieren sich und es wird heiß, sehr heiß. Mein extra Flaschenhalter erlaubt mir immer gut Wasser zum Kühlen aufzunehmen. Dann wird in regelmäßigen Abständen über Kopf und Körper verteilt. Aus der Gelflasche wird alle 20 Minuten konsequent getrunken, Energieversorgung geht gut. Zwischendurch mal ein Biss vom Energie-Riegel. Jan Frodeno überholt mich, mein Gott, der ist schon auf der 2. Runde. Nach einer gefühlten Ewigkeit überholt auch Sebastian Kienle, zwischendurch noch eine Handvoll „Unbekannte“.Wieso kommt Patrick Lange nicht? Die Fahrt durch die Stimmungsnester ist phantastisch. Immer wieder Eintracht Rufe, wenn meine Vereinskleidung gesichtet wird. Ab und an Teilnehmer am Straßenrand, die bereits aufgeben, es ist gnadenlos heiß. Wieso geht’s bei mir und nicht bei denen? Sehen doch alle sehr erfahren und gut ausgerüstet aus?! Ein Teil liegt sicher an der guten (Hitze-) Vorbereitung durch das Trainer-Team von Eintracht Frankfurt Triathlon, im Rahmen des Langdistanz-Projektes. In der Woche vor dem Rennen haben wir nochmal spezielle Infos zur Ernährung und der Salzzufuhr vor und während des Rennens erhalten.Gelegentlich stehen Bewohner in den Ortschaften mit Wasserschlauch vor Ihrem Haus. Ich nehme jede „Dusche“ mit – Abkühlen wo immer möglich. Eine Zeit lang fahre ich mit ausreichend Abstand mit Wolfgang und wir wechseln uns ab, um die strikten Regeln (kein Windschattenfahren erlaubt) nicht zu verletzen. Es geht Richtung Bad Vilbel zum „Heart Break Hill“, das steilste Stück auf der Strecke, war aber bei den Radausfahrten immer ok, auch heute geht alles flüssig. Am Ende kommt der Versorgunsstand, der komplett von der Triathlon Abteilung von Eintracht Frankfurt organisiert wird. Ein großes Hallo als ich vorbeifahre, dann geht’s auch schon auf die 2. Runde, 92km sind geschafft. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Irgendwann sind 4h um, ca. 2/3 meiner geplanten gesamt Rad-Zeit. Ich trete dann aber doch etwas kürzer um im Pulsbereich von 130- 135 zu bleiben, schön den Energiehaushalt im Griff behalten. Gut getrunken und gekühlt. Die Gelflasche leert sich wie geplant, wenn’s nun auch nicht wirklich lecker schmeckt. Bis jetzt alles richtig gemacht. Plötzlich überhole ich Carsten und wir wechseln uns des Öfteren ab. Kurzes Gespräch auf gleicher Höhe, wir machen diesen Wahnsinn ja beide zum 1. Mal. Unterwegs immer wieder DRK Fahrzeuge, die sich um Erschöpfte kümmern, einige von Ihnen auf der Trage. Ich denke kurz an Krieg, wenn Verletzte und Tote weggetragen werden. 2. Runde fast geschafft, nochmal den „Heartbreak Hill“ hoch, wieder von vielen Zuschauern befeuert. Der Eintracht Stand ist wieder in Sicht, letztmalig Wasser aufnehmen und die guten Wünsche mitnehmen. 2 Flaschen Wasser rinnen mir die letzten 10km über Kopf und Körper und ein Teil auch durch die Kehle. Es geht leicht bergab durch die Innenstadt und ich höre bereits den Sprecher in der Wechselzone. Nach 6.5h vom Rad absteigen und in der Wechselzone aufhängen. Laufbeutel aufnehmen und rein ins Zelt. Da ist Carsten wieder und wir lassen uns beide etwas Zeit und Wechseln Worte und Schuhe. Ich creme mich nochmal komplett ein und verlasse das Zelt etwas später – es ist nun 15:52 – wahrscheinlich die Höchsttemperatur des Tages (38 Grad)Am Wechselzonenausgang gibt’s schon wieder Wasser zu trinken und ich nehme den Schlauch über den Kopf an. Der Helfer verwickelt mich in ein kurzes Gespräch. Viele Zuschauer auf diesem Abschnitt, da hier immer die nächste Runde beginnt. Meine Beine laufen gut an und vom Radfahren ist fast nichts zu merken. Die Lauf-Uhr ist auf Pulsmodus gestellt, ich will mich konsequent an 130 halten.Nach einer Weile kommt schon der 1. Piep von meiner Uhr und der 1. Kilometer ist geschafft, 6 Minuten 18 Sekunden. Ich denke daran, was noch so vor mir liegt. Mein 1. Marathon vor 15 Jahren in Berlin geht mir durch den Kopf, das war eine Anstrengung... In Abständen von 2km gibt es Versorgungsstände. Wasser, ISO Getränk, Eiswürfel und Schwämme nehme ich jedes Mal auf.An manchen Ständen gibt es dazu noch eine Dusche – auch kurz drunter. über die Kilometer merke ich, wie sich der Körper sich auf diesen Rhythmus einspielt und ich weiß, das Rennen kann ich durchziehen, ob die Kondition bis zum Ende laufend reicht, weiß ich nicht. Einige Läufer haben schon 2 Runden hinter sich und Ihr Tempo deutlich reduziert und gehen phasenweise. Ich rechne gedanklich hoch und schlussfolgere,dass wenn ich bis 20km laufe und dann gehe, würde die Zeit auch noch reichen, um vor Ende ins Ziel zu kommen. Immer wieder „Eintracht Fans“ auf der Strecke. Es gibt Zurufe wie „Hier kommt die Eintracht“, „Der Adlerfliegt“ oder einfach nur „Axel los, Du schaffst das“ (Name steht ja auf der Startnummer). Es ist jedes Mal sehr emotional. Nach dem Uferwechsel über die Brücke steht Maureen und gibt mir gute Wünsche mit auf den Weg.Plötzlich ist Alexandros vom Verein an der Strecke, wie immer originell angezogen, diesmal ein goldenes Höschen und eine weiße Kitsch Sonnenbrille ;-) Er begleitet mich ein paar Meter und erkundigt sich, wie es mir geht. Ein langes Stück Schatten, es dauert nicht lange, da habe ich schon mein 1. Bändchen am Handgelenkt und der Wendepunkt der Runde ist erreicht – ging doch soweit ganz gut. Der Weg zur nächsten Brücke ist kurzweilig, kurzer Anstieg drüber und dann schlängelt sich der Weg wieder zum Mainufer. Nochmal 1 km geradeaus, an der Wechselzone vorbei. Rechts geht es zum Zielkanal, kurzer Gedanke an den eigenen späteren Zieleinlauf , denke mir, wie unglaublich das doch alles ist. Ich halte mich links und gehe auf die 2. Runde und sage mir ... 25% bereits geschafft. Auf der 2. Runde nutze ich meine vorher gesammelte Erfahrung und teile mir meine Verpflegungen und Abkühlungen entsprechend ein.Pro Runde nehme ich 2 Gels vom Veranstalter auf. Nicht so mein Geschmack - aber mit Flüssigkeit geht’s gut runter. Gott sei Dank spielt der Magen während des gesamten Rennens gut mit. Plötzlich ein lauter Axel Ruf an der Strecke. Kurzes Anhalten und eine junge Frau kommt auf mich zu und umarmt mich. Ich freue mich und frage, wer bist Du?Sie nimmt Ihre riesige Sonnenbrille ab und lacht, es ist Anne – die Frau vom Michael (beide Triathleten) . 2. Armbändchen am Handgelenk. Ich sage mir, nun sind es ja nur noch 2 die fehlen, also sozusagen die Hälfte fast geschafft. Es läuft! Vom Rundenwendepunkt wieder lang gerade aus und Und über den Main, Wechselzone vorbei und auf die 3. Runde. Ich sage mir, das ist die vorletzte Runde , wissend, dass noch 21km vor mir liegen. So spulen sich die Kilometer ab, viele Gedanken gehen durch den Kopf – der Wettkampf und Sport, Familie & Freunde, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Gesundheit und Arbeit. Ich bemerke Läufer, die noch kein Bändchen haben oder erst eins, manche werden es nicht schaffen. Carsten geht vor mir und ich sage Ihm, los komm mit und er nimmt wieder den Lauf auf. 3. Bändchen und die Runde wird geschafft. Auf zur4. und letzten Runde, ich sage mir, diese will ich bewusst genießen. Die letzten Kilometer werden gezählt. Die Versorgungsstände werden dankbar aufgesucht und Ich bedanke mich bei den Helfern. 4. Bändchen. Erst jetzt gestehe ich mir ein, dass ich das Rennen in der Tasche habe und dies ohne Laufunterbrechung.Noch 5km und ich bin da. Bisher verlief der Lauf auch ohne Schmerzen und es sollte auch so weitergehen. Schließlich letztmalig abbiegen und zum Mainufer runter.Wie doch die Zeit vergangen ist, das waren schon 40km? Dann noch 1km. Endlich rechts ab zum Zielkanal, andere Läufer nach Links, da sie noch weitere Runden vor sich haben. Auf dem Roten Teppich die letzten 200m zu Ziel am Roemer. Die Zuschauer stehen dicht und applaudieren, es ist laut, schön laut.Hände werden abgeklatscht. Es ist der Höhepunkt der Emotionen. Mein Name wird angekündigt, YOU ARE AN IRONMAN! Empfang hinter der Ziellinie und Medaille, um den Hals, mein Gott ist die schwer. Ich bin im Ziel und mir geht es gut. So ist also ein Ironman und das noch bei Hitze.Mir ist sofort klar – so etwas möchte ich noch einmal machen. Der Helfer weist mir den Weg in den Athletengarten. Ich treffe Carsten und wir lachen und beklopfen uns. Erstmal zum Versorgungszelt. Ich hole mir Brühe, Melone & Käsebrötchen. Kein Appetit, nur die Brühe geht erstmal. Dann ein ruhiges Plätzchen suchen und mal lang machen, ich schlafe für ein paar Minuten. Ein Helfer kommt zu mir, ob alles gut ist. Ja klar!Pötzlich sind Caro und Joerg da. Caro hat es auch geschafft. Joerg hatte nach dem Rad aufgehört, die Geschäftsreise nach China hatte Ihm doch etwas Kraft geraubt. Nochmal zum Versorgungszelt, der Appetit ist da und es schmeckt mir nun. Hier und da bekannt Gesichter und kurze Gespräche.Auch die Mädels von der Langdistanzgruppe haben es noch geschafft gerade so vor dem 21h Schluss – super – wir freuen uns alle, Ich hole mir mein Finisher-Shirt und verweile noch ein bisschen im Glück. Gegen 23 Uhr checke ich mein Rad und Wechselbeutel aus. Ein Japaner biegt erst jetzt in den Zielkanal und sein kleiner Sohn ruft nebenher, „Daddy Go“.Es ist sehr emotional, so schade, dass er nicht mehr in der Wertung ist. Im Parkhaus alles Verladen und ab nach Hause. Das war es also – der lang ersehnte Tag. Nichts ist unmöglich. Ein besonderes Erlebnis und Highlight im Leben. Daran werde ich noch lange denken. In Vorbereitung habe ich am „Langdistanz Projekt“ von Eintracht Frankfurt Triathlon teilgenommen, eine Trainingsgruppe aus ca. 20 Athletinnen und Athleten wurde von einem sehr erfahrenen Trainerteam akribisch vorbereitet. Gemeinsame Leistungstests, Bewegungs-Video-Analysen im Wasser und beim Laufen, Bike Fitting, wöchentliche individuelle Trainingsplanung über eine online Plattform und ein wöchentliches Präsenz-Training waren unter anderem Teil der tollen Vorbereitung! Da kommt sofort wieder das anfangs beschriebene „Freizeit-Profi Gefühl“ auf. Und Spaß hat es auch noch gemacht!Hier noch zwei Bilder eins von der Deutschland Tour, die auch zur Vorbereitung diente und eins von der Laufstrecke beim IM in Frankfurt.