Tja, wieder mal Köln, meine Geburtsstadt, wieder mal die Langdistanz, und wieder sollte es doch ein wenig anders verlaufen als erwartet - sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Doch dieses Mal sollte das Chaos am Anfang eine neue Dimension erreichen.
Die unmittelbare Vorbereitung für diesen Wettkampf kann man eher als suboptimal bezeichnen. Die zwei Wochen vorher auf Konferenzen mit wenig Schlaf, Reisen am Wochenende, nur 2 Nächten im eigenen Bett und einer längeren Erkältung ließen mich am 36 Stunden vor dem Wettkampf noch ernsthaft zweifeln, ob ich überhaupt starten könnte oder mich vielleicht wenigstens auf die Mitteldistanz ummelden sollte. Trotzdem holte ich am Samstag meine Startunterlagen ab, ohne mich auf die Mitteldistanz umzumelden - ich wollte trotz der Umstände so gerne die neue Streckenführung komplett erleben dürfen. Und das tat ich auch...
Nach einer wie immer zu kurzen Nacht einem guten Frühstück mit vielen Nudeln ging es los nach Kölle, wo wir um 5.30 Uhr eigentlich mit dem Bus-Shuttle zum See wollten ... eigentlich. Denn am vermeintlichen Abfahrtsort trafen wir 3 Holländer, die so totsicher waren, dass der Bus an dieser Stelle abfährt (und vorher auch zahlreiche Busse von dort abfahren gesehen haben wollen). Also vertrauten wir der Familie und warteten gemeinsam ... und warteten ... und warteten... nach einer Viertelstunde überlegte ich das erste Mal, doch nicht weiter zu warten, sondern direkt mit dem Auto zum Start zu fahren. Aber ich gab dem ganzen 10 weitere Minuten, bis meine Freundin und ich die nicht gerade helle erscheinenden Holländer aufforderten, mit uns mitzukommen, wenn sie den Start noch erleben wollten. Also, schnell zum Auto und los... ich wusste nicht, wie viele rote Ampeln es an einem Sonntagmorgen vor 6 Uhr geben kann. Letztlich kamen wir mitsamt Verfahren, ein wenig Fußweg und noch weiteren Problemchen ganze 25 Minuten vor dem Start an der Wechselzone an. Wunderbar - so kennt man es von mir. Was ist in diesen 25 Minuten zu tun? Ersteinmal dringenst die Örtlichkeiten für die menschlichen Bedürfnisse aufsuchen, wo natürlich eine Schlange war... und so wartete ich, und die Zeit verging noch schneller als mir lieb war. Nach diesem Geschäft hieß es dann in Windeseile die ganzen Sachen auspacken, das Fahrrad aufpumpen (glücklicherweise gab´s dieses Mal keine Problem damit...), alles zurechtlegen, also die ganze Wechselzone einrichten, bis die Durchsage kam: "Noch 5 Minuten bis zum Start - wir bitten nun alle Athleten ins Wasser zu gehen und zum Start zu schwimmen." Naja, ich hatte meinen Neo immerhin schon ausgepackt, aber mehr auch nicht. Also hin zu den Helfern, wo sich in Anbetracht der kurzen Zeit direkt 5 Leute auf mich stürzten, um mir irgendwie behilflich zu sein... Nummer auf den Arm stempeln lassen, währenddessen schon den Neo anziehen, den Schokoriegel essen (hab mich wirklich füttern lassen!), die Sachen zusammenpacken, und dann passierte es: Zupp, das Chipband war gerissen! Ach du Schande - was nun? Eine Helferin eilte los und besorgte Panzertape, mit welchem sie das Band flicken wollte, was natürlich nicht klappte. Also Band um den Fuß und einmal Tape komplett drumherum - für Experimente war keine Zeit! Dass ich natürlich durch die Hektik verschwitzt war, ist nicht verwunderlich, hilft aber auch nicht wirklich beim Anziehen des Neos... Als es dann so weit war, rannte ich wie ein Irrer über die Straße ... am Regatta-Haus vorbei ... runter zum Steg ... und verzichtete dieses Mal auf das Testen der Wassertemperatur mit dem Fuß - ich war sowieso schon so erhitzt, dass ich die Abkühlung auch an diesem frischen Morgen einfach gut gebrauchen konnte. Ich schwamm direkt wie ein Wahnsinniger zu den anderen, weil ich auf keinen Fall den Anschluss an die Gruppe verpassen wollte. Als ich gerade durchatmen wollte, um den ersten Athleten, dem ich begegnete, zu fragen, wie lange es noch ist, ging genau der Countdown los - wow, ganze 10 Sekunden zum Durchatmen und Ausruhen! Aber irgendwie war ich mir sicher, dass es jetzt wenigstens keine weiteren technischen Probleme mehr geben würde – ich hatte schließlich schon meinen Trubel für den Wettkampf hinter mir. Und damit sollte ich auch fast Recht komplett behalten...
Schwimmen ist natürlich auch ohne Chaos davor nicht gerade meine Parade-Disziplin, und so kam es, dass ich trotz schnurgerader Strecke, auf der man sich an den Bojen und den zugehörigen Seilen im Wasser wunderbar orientieren kann, erst nach 1´13 Stunden aus dem Wasser stieg. Eigentlich hatte ich einen guten Mitschwimmer, an den ich mich gerne drangehängt hatte, aber dieser schien nicht mit der größten Intelligenz gesegnet und schwamm Zickzack-Linien zwischen den doch so schnurgerade Seilen hin und her... meine Güte, wäre der nicht so dämlich gewesen, hätte ich vielleicht noch die ein oder andere Minute sparen können... Naja, egal, ich hatte es trotzdem geschafft und ging halbwegs entspannt in die Wechselzone.
Da es nicht besonders warm war, nahm ich mir genügend Zeit, mich abzutrocknen, sogar meine Hose zu wechseln und mich schön warm einzupacken: Tria-Trikot, Windbreaker, Radtrikot, Ärmlinge - sicher ist sicher, und nach guten 8 Minuten war ich auch "schon" fertig! Auf dem Rad merkte ich schnell, dass ich keine guten Beine auf dem Rad habe - irgendwie lief es einfach nicht so richtig, was mich ein wenig nervte, so dass ich anfangs gar nicht mitbekam, dass ich direkt schon am Anfang der Strecke schon nach Süden auf dem Weg in die Stadt war - wie schön! Der Rhein, die Brücken, der Dom - alle zu sehen, und das erste Mal ging mein Herz auf, auch wenn es mir auf dem Fahrrad nicht besser werden sollte. Nach 40 km kam mir das erste Mal der Gedanke, ob es nicht klüger gewesen wäre, sich auf die Mitteldistanz umzumelden. Und dieser Gedanke kam immer wieder, wenn der Wind mal wieder etwas stärker blies und ich zunehmends langsamer wurde. Auf dem Rad lief es einfach nicht – Rücken- und Schulterschmerzen, keine Power, kein Druck, um mal ein wenig länger schnell zu fahren, aber wenigstens konnte ich mich dieses Mal auf das regelmäßige Essen konzentrieren, was mir in Frankfurt ja zum Verhängnis geworden war.
Auf der letzten Runde zischten dann aber noch die Mitteldistanz-Starter in Scharen an mir vorbei - das war nicht gerade motivivierend, aber zum einen waren die noch frisch, zum anderen nahmen die Damen und Herren es nicht so genau mit der Windschattenregel. Ich tat dies schon und war heilfroh, nach knapp 5´20 Stunden endlich vom Rad zu steigen. 14 Minuten länger als noch in Frankfurt plus 7 Minuten länger beim Schwimmen - nach diesen 6´42 Stunden gab´ ich vor dem Marathon die Idee auf, nochmals unter 10´30 Stunden das Rennen beenden zu können und hoffte letztlich nur, nach dem bisherigen Rennverlauf nicht zu stark einzubrechen, um die 11-Stunden-Marke doch noch zu knacken.
Aber befreit von jeglicher persönlicher Erwartung an die Endzeit nahm ich mir dann vor, den Lauf ausschließlich nach meinem Puls zu steuern. Und das tat ich so diszipliniert wie noch nie - es sollte dann auch MEIN Lauf werden, auch wenn ich schon direkt am Anfang etwas am Fußgelenk spürte: Das Panzertape rieb wie verrückt an meinem Knöchel, aber was sollte ich machen? Da musste ich nun durch!
Wie in Frankfurt gibt es vier Laufrunden am Wasser, allerdings muss man den Fluss nicht überqueren, sondern bleibt die ganze Zeit auf der rechten Rheinseite. Beim Hinlaufen zum Wendepunkt freute ich mich schon auf den Rückweg, bei dem man fast die ganze Zeit einen herrlichen Blick auf den Rhein, die Brücken und den Kölner Dom hat - wunderbar und hochmotivierend! Ich musste mich nur zurückhalten, mich nicht von diesem Blick und der guten Stimmung am zweiten Wendepunkt zu sehr motivieren zu lassen, so dass ich wieder zu schnell werden und dann wieder einbrechen würde. Direkt beim ersten Mal lief ich durch eine Meute fröhlich feiernder Zuschauer, die ihr Bestes gaben, das aus den Lautsprechern dröhnende "Viva Colonia" mit lautem Gesang zu unterstützen und so die Sportler nach vorne zu treiben - neeeee, war das schön!
Auch die nächsten beiden Runden gelang es mir, diszipliniert mein Tempo zu kontrollieren. Zwar wurde ich etwas langsamer, aber es deutete sich an, dass ich vielleicht in Richtung 10´30 Stunden oder etwas schneller laufen könnte. Da sich meine Beine nun nicht so schlecht anfühlten, setzte ich in der letzten Runde alles auf eine Karte und erhöhte nochmal das Tempo. Kilometer für Kilometer machte ich ein paar Sekunden gut und hatte 2 Kilometer vor dem Ziel noch 14 Minuten, die magische Zeitmarke zu unterbieten. Das sagte ich auch dem Mitstreiter, der gerade eine Gehpause machte, und dann mit mir zusammen weiterlief. Ein paar hundert Meter weiter merkte ich jedoch selbst, dass die Beine wahrscheinlich nicht mehr lange mitmachen würden. So nahm ich ein wenig Tempo heraus und ließ dem Mitstreiter den Vortritt. Im Zielbereich hatte sich mein Bruder nebst Familie zu meiner Freundin gesellt und übergab mir mein Patenkind für den Zieleinlauf. Ich hatte auch noch Zeit, darauf zu warten, bis die Kölner Flagge gesucht, gefunden und ausgepackt war, mit der ich dann unter frisch aufgeflammten Jubel mit meiner zweitbesten Rundenzeit nach 10´27´´43 Stunden die Ziellinie spazierte
Das Panzertape scheuernde Panzertape hat mein Fußgelenk komplett wund gerieben – ein blutiger Socken war die Folge, und auch jetzt noch sieht mein Fuß so aus, als hätte jemand versucht, ihn an zwei Stellen abzusägen, trotzdem hat es sich gelohnt. Auch aufgrund dieser Tatsache, ebenso wie der schlechten Vorbereitung, des mittelmäßigen Schwimmens und des eher schlechten Radfahrens, war es ein sehr erfolgreicher Wettkampf - nach diesen Vorgaben meinen allerersten Marathon ohne Gehpausen durchzulaufen und tatächlich das zweite Mal zwei Monaten die 10´30er-Marke zu knacken, darauf bin ich sogar richtig stolz. :-)
Die unmittelbare Vorbereitung für diesen Wettkampf kann man eher als suboptimal bezeichnen. Die zwei Wochen vorher auf Konferenzen mit wenig Schlaf, Reisen am Wochenende, nur 2 Nächten im eigenen Bett und einer längeren Erkältung ließen mich am 36 Stunden vor dem Wettkampf noch ernsthaft zweifeln, ob ich überhaupt starten könnte oder mich vielleicht wenigstens auf die Mitteldistanz ummelden sollte. Trotzdem holte ich am Samstag meine Startunterlagen ab, ohne mich auf die Mitteldistanz umzumelden - ich wollte trotz der Umstände so gerne die neue Streckenführung komplett erleben dürfen. Und das tat ich auch...
Nach einer wie immer zu kurzen Nacht einem guten Frühstück mit vielen Nudeln ging es los nach Kölle, wo wir um 5.30 Uhr eigentlich mit dem Bus-Shuttle zum See wollten ... eigentlich. Denn am vermeintlichen Abfahrtsort trafen wir 3 Holländer, die so totsicher waren, dass der Bus an dieser Stelle abfährt (und vorher auch zahlreiche Busse von dort abfahren gesehen haben wollen). Also vertrauten wir der Familie und warteten gemeinsam ... und warteten ... und warteten... nach einer Viertelstunde überlegte ich das erste Mal, doch nicht weiter zu warten, sondern direkt mit dem Auto zum Start zu fahren. Aber ich gab dem ganzen 10 weitere Minuten, bis meine Freundin und ich die nicht gerade helle erscheinenden Holländer aufforderten, mit uns mitzukommen, wenn sie den Start noch erleben wollten. Also, schnell zum Auto und los... ich wusste nicht, wie viele rote Ampeln es an einem Sonntagmorgen vor 6 Uhr geben kann. Letztlich kamen wir mitsamt Verfahren, ein wenig Fußweg und noch weiteren Problemchen ganze 25 Minuten vor dem Start an der Wechselzone an. Wunderbar - so kennt man es von mir. Was ist in diesen 25 Minuten zu tun? Ersteinmal dringenst die Örtlichkeiten für die menschlichen Bedürfnisse aufsuchen, wo natürlich eine Schlange war... und so wartete ich, und die Zeit verging noch schneller als mir lieb war. Nach diesem Geschäft hieß es dann in Windeseile die ganzen Sachen auspacken, das Fahrrad aufpumpen (glücklicherweise gab´s dieses Mal keine Problem damit...), alles zurechtlegen, also die ganze Wechselzone einrichten, bis die Durchsage kam: "Noch 5 Minuten bis zum Start - wir bitten nun alle Athleten ins Wasser zu gehen und zum Start zu schwimmen." Naja, ich hatte meinen Neo immerhin schon ausgepackt, aber mehr auch nicht. Also hin zu den Helfern, wo sich in Anbetracht der kurzen Zeit direkt 5 Leute auf mich stürzten, um mir irgendwie behilflich zu sein... Nummer auf den Arm stempeln lassen, währenddessen schon den Neo anziehen, den Schokoriegel essen (hab mich wirklich füttern lassen!), die Sachen zusammenpacken, und dann passierte es: Zupp, das Chipband war gerissen! Ach du Schande - was nun? Eine Helferin eilte los und besorgte Panzertape, mit welchem sie das Band flicken wollte, was natürlich nicht klappte. Also Band um den Fuß und einmal Tape komplett drumherum - für Experimente war keine Zeit! Dass ich natürlich durch die Hektik verschwitzt war, ist nicht verwunderlich, hilft aber auch nicht wirklich beim Anziehen des Neos... Als es dann so weit war, rannte ich wie ein Irrer über die Straße ... am Regatta-Haus vorbei ... runter zum Steg ... und verzichtete dieses Mal auf das Testen der Wassertemperatur mit dem Fuß - ich war sowieso schon so erhitzt, dass ich die Abkühlung auch an diesem frischen Morgen einfach gut gebrauchen konnte. Ich schwamm direkt wie ein Wahnsinniger zu den anderen, weil ich auf keinen Fall den Anschluss an die Gruppe verpassen wollte. Als ich gerade durchatmen wollte, um den ersten Athleten, dem ich begegnete, zu fragen, wie lange es noch ist, ging genau der Countdown los - wow, ganze 10 Sekunden zum Durchatmen und Ausruhen! Aber irgendwie war ich mir sicher, dass es jetzt wenigstens keine weiteren technischen Probleme mehr geben würde – ich hatte schließlich schon meinen Trubel für den Wettkampf hinter mir. Und damit sollte ich auch fast Recht komplett behalten...
Schwimmen ist natürlich auch ohne Chaos davor nicht gerade meine Parade-Disziplin, und so kam es, dass ich trotz schnurgerader Strecke, auf der man sich an den Bojen und den zugehörigen Seilen im Wasser wunderbar orientieren kann, erst nach 1´13 Stunden aus dem Wasser stieg. Eigentlich hatte ich einen guten Mitschwimmer, an den ich mich gerne drangehängt hatte, aber dieser schien nicht mit der größten Intelligenz gesegnet und schwamm Zickzack-Linien zwischen den doch so schnurgerade Seilen hin und her... meine Güte, wäre der nicht so dämlich gewesen, hätte ich vielleicht noch die ein oder andere Minute sparen können... Naja, egal, ich hatte es trotzdem geschafft und ging halbwegs entspannt in die Wechselzone.
Da es nicht besonders warm war, nahm ich mir genügend Zeit, mich abzutrocknen, sogar meine Hose zu wechseln und mich schön warm einzupacken: Tria-Trikot, Windbreaker, Radtrikot, Ärmlinge - sicher ist sicher, und nach guten 8 Minuten war ich auch "schon" fertig! Auf dem Rad merkte ich schnell, dass ich keine guten Beine auf dem Rad habe - irgendwie lief es einfach nicht so richtig, was mich ein wenig nervte, so dass ich anfangs gar nicht mitbekam, dass ich direkt schon am Anfang der Strecke schon nach Süden auf dem Weg in die Stadt war - wie schön! Der Rhein, die Brücken, der Dom - alle zu sehen, und das erste Mal ging mein Herz auf, auch wenn es mir auf dem Fahrrad nicht besser werden sollte. Nach 40 km kam mir das erste Mal der Gedanke, ob es nicht klüger gewesen wäre, sich auf die Mitteldistanz umzumelden. Und dieser Gedanke kam immer wieder, wenn der Wind mal wieder etwas stärker blies und ich zunehmends langsamer wurde. Auf dem Rad lief es einfach nicht – Rücken- und Schulterschmerzen, keine Power, kein Druck, um mal ein wenig länger schnell zu fahren, aber wenigstens konnte ich mich dieses Mal auf das regelmäßige Essen konzentrieren, was mir in Frankfurt ja zum Verhängnis geworden war.
Auf der letzten Runde zischten dann aber noch die Mitteldistanz-Starter in Scharen an mir vorbei - das war nicht gerade motivivierend, aber zum einen waren die noch frisch, zum anderen nahmen die Damen und Herren es nicht so genau mit der Windschattenregel. Ich tat dies schon und war heilfroh, nach knapp 5´20 Stunden endlich vom Rad zu steigen. 14 Minuten länger als noch in Frankfurt plus 7 Minuten länger beim Schwimmen - nach diesen 6´42 Stunden gab´ ich vor dem Marathon die Idee auf, nochmals unter 10´30 Stunden das Rennen beenden zu können und hoffte letztlich nur, nach dem bisherigen Rennverlauf nicht zu stark einzubrechen, um die 11-Stunden-Marke doch noch zu knacken.
Aber befreit von jeglicher persönlicher Erwartung an die Endzeit nahm ich mir dann vor, den Lauf ausschließlich nach meinem Puls zu steuern. Und das tat ich so diszipliniert wie noch nie - es sollte dann auch MEIN Lauf werden, auch wenn ich schon direkt am Anfang etwas am Fußgelenk spürte: Das Panzertape rieb wie verrückt an meinem Knöchel, aber was sollte ich machen? Da musste ich nun durch!
Wie in Frankfurt gibt es vier Laufrunden am Wasser, allerdings muss man den Fluss nicht überqueren, sondern bleibt die ganze Zeit auf der rechten Rheinseite. Beim Hinlaufen zum Wendepunkt freute ich mich schon auf den Rückweg, bei dem man fast die ganze Zeit einen herrlichen Blick auf den Rhein, die Brücken und den Kölner Dom hat - wunderbar und hochmotivierend! Ich musste mich nur zurückhalten, mich nicht von diesem Blick und der guten Stimmung am zweiten Wendepunkt zu sehr motivieren zu lassen, so dass ich wieder zu schnell werden und dann wieder einbrechen würde. Direkt beim ersten Mal lief ich durch eine Meute fröhlich feiernder Zuschauer, die ihr Bestes gaben, das aus den Lautsprechern dröhnende "Viva Colonia" mit lautem Gesang zu unterstützen und so die Sportler nach vorne zu treiben - neeeee, war das schön!
Auch die nächsten beiden Runden gelang es mir, diszipliniert mein Tempo zu kontrollieren. Zwar wurde ich etwas langsamer, aber es deutete sich an, dass ich vielleicht in Richtung 10´30 Stunden oder etwas schneller laufen könnte. Da sich meine Beine nun nicht so schlecht anfühlten, setzte ich in der letzten Runde alles auf eine Karte und erhöhte nochmal das Tempo. Kilometer für Kilometer machte ich ein paar Sekunden gut und hatte 2 Kilometer vor dem Ziel noch 14 Minuten, die magische Zeitmarke zu unterbieten. Das sagte ich auch dem Mitstreiter, der gerade eine Gehpause machte, und dann mit mir zusammen weiterlief. Ein paar hundert Meter weiter merkte ich jedoch selbst, dass die Beine wahrscheinlich nicht mehr lange mitmachen würden. So nahm ich ein wenig Tempo heraus und ließ dem Mitstreiter den Vortritt. Im Zielbereich hatte sich mein Bruder nebst Familie zu meiner Freundin gesellt und übergab mir mein Patenkind für den Zieleinlauf. Ich hatte auch noch Zeit, darauf zu warten, bis die Kölner Flagge gesucht, gefunden und ausgepackt war, mit der ich dann unter frisch aufgeflammten Jubel mit meiner zweitbesten Rundenzeit nach 10´27´´43 Stunden die Ziellinie spazierte
Das Panzertape scheuernde Panzertape hat mein Fußgelenk komplett wund gerieben – ein blutiger Socken war die Folge, und auch jetzt noch sieht mein Fuß so aus, als hätte jemand versucht, ihn an zwei Stellen abzusägen, trotzdem hat es sich gelohnt. Auch aufgrund dieser Tatsache, ebenso wie der schlechten Vorbereitung, des mittelmäßigen Schwimmens und des eher schlechten Radfahrens, war es ein sehr erfolgreicher Wettkampf - nach diesen Vorgaben meinen allerersten Marathon ohne Gehpausen durchzulaufen und tatächlich das zweite Mal zwei Monaten die 10´30er-Marke zu knacken, darauf bin ich sogar richtig stolz. :-)