16.03.2022

Apothekerin rät zu vorsichtigem Umgang mit Medikamenten

Um Anti-Doping und Arzneimittel-Missbrauch im Sport ging es am Sonntagnachmittag, 13. März bei dem zweiten Webinar in diesem Jahr.

Gespannt lauschten die 36 Teilnehmer:innen des in diesem Jahr zweiten Webinars von Eintracht Frankfurt Radsport und Triathlon den Worten von Referentin Dr. Simone Schmidt. Unter den Teilnehmer:innen befanden 20 Trainer:innen des Hessischen Triathlon Verbandes, die gerne an der Fortbildung mit Lizenzverlängerung vom Sofa zu Hause teilnahmen.

Die Amtsapothekerin im Gesundheitsamt Köln erklärte zunächst verschiedene Begriffe. Doping sei die bewusste oder unbewusste Entscheidung etwas einzunehmen, was die eigene Leistung steigere. Die Einnahme könne auch unbewusst erfolgen wie beispielsweise bei Nahrungsergänzungsmitteln. Die Substanzen seien in der Lage, die Leistung zu steigern. Die Mittel seien aber potentiell gefährlich und können Organe und Funktionen schädigen. „Einige Substanzen beeinflussen sogar die Psyche der Athlet:innen und führen zu Abhängigkeiten“, warnt Dr. Schmidt. Das Anti-Doping Gesetzt schütze die Gesundheit der Sportler:innen, Fairness und Chancengleichheit sollen erhalten bleiben und damit zur Erhaltung der Integrität im Sport beitragen. Im Wettkampfsport (Meisterschaften) werden Doping-Kontrollen durchgeführt, im Freizeitsport nicht. Hier verwende man den Begriff des Arzneimittelmissbrauchs statt Doping. Nasenspray, Abführmittel, Schmerzmittel und Schlafmittel würden oft zweckentfremdet genommen und gehören schon zum Doping.

Wenn ein Nicht-Asthmatiker es schafft, sich ein Asthma-Mittel verschreiben zu lassen, weil er glaubt, dass sich dadurch seine Bronchien erweitern, der irrt!

Dr. Simone Schmidt

Bei lungengesunden Menschen wirken Beta-2-Agonisten im Regelfall nicht, zudem können sie zu erheblichen Nebenwirkungen wie erhöhtem Herzschlag, Kopfschmerzen oder Herzrythmusstörungen führen.

KEINE Einnahme von Schmerzmitteln vor und während Training und Wettkampf!

Im Breitensport nehmen bis zu einem Drittel der Teilnehmer:innen eines Marathons vor dem Start oder während des Rennens Schmerzmittel, sog. Analgetika. Dazu gehören beispielsweise Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen, deren Einnahme aber erlaubt ist. Dabei wird die Schmerzwahrnehmung ausgeschaltet ohne dass das Bewusstsein beinträchtigt wird. Auch hier rät Dr. Schmidt von der Einnahme vor Training oder Wettkampf ab, zu groß seien die Nebenwirkungen: „Wenn man vor sportlichen Belastungen beispielsweise Ibu oder ASS nimmt, kann man im Magen Mikroblutungen oder ein Magengeschwür bekommen. Wenn man so ein Mittel über einen längeren Zeitraum nehmen muss, immer zusätzlich ein Magenschutzmittel (Protononpumpenhemmer) einnehmen!“, empfiehlt die Apothekerin. Auch die Nieren könnten geschädigt werden und dadurch bestehe bei längerer Belastung ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt. Bei Brüchen werden die Knochenheilung verhindert und bei offenen Wunden die Wundheilung. 

Eintracht Frankfurt Radsport und Triathlon tritt gemeinsam gegen Doping auf, symbolisiert diesen Leitsatz sogar auf den Vereins-Trikotagen.

Abteilungsleiter Georg Heckens

Substitution von Mikronährstoffen nur nach einem Laborcheck 

Die Ernährung setzt sich aus Makro- und Mikronährstoffen zusammen. Optimalerweise sollte sich die Ernährung so zusammensetzen: 55 % komplexe Kohlehydrate (Kartoffeln, Vollkornreis, Nudeln etc.), 30 % Fette und 15 % Proteine. Zu den Mikronährstoffen zählen Vitamine und Mineralstoffe. Sport ist mit einem Verlust und Mehrbedarf an Mikronährstoffen verbunden. „Bei ausgewogener Ernährung besteht keine Notwendigkeit, Ergänzungsmittel einzunehmen“, rät Dr. Schmidt. Ausnahmefälle seien extrem starkes Schwitzen (Natrium!) oder bei jungen Athlet:innen. Oder wenn Sportler:innen ein Menge-Zeit-Problem haben, also keine Zeit zum Kochen, Essen, Verdauen vor dem Training. Problematische Mikronährstoffe sind Natrium, Eisen (bei sportlich aktiven Frauen 70 % höherer Bedarf), Magnesium, B-Vitamine, Vitamin D, Antioxidanzien (Vitamin C und E, Beta-Carotin), Zink.

 „Ich empfehle vor jeglicher Substitution von Mikronährstoffen einen Laborcheck, also eine Blutanalyse und das Analysieren der eigenen Ernährung!“, beendet die Referentin das Webinar.