28.08.2017

Allgäu Triathlon - Deutsche Meisterschaften

Allgäu Triathlon 2017: Deutsche Meisterschaften mit weltmeisterlichen Touch

Was machen, mit der mußmaßlich guten Form, wenn der Saisonhöhepunkt Anfang Juli in Roth stattgefunden hat, man über Monate regelmäßig trainiert hat und auch nach einer Langdistanz weiterhin Lust auf Training und Wettkampf hat und im Spätsommer noch mal eine Herausforderung sucht? Die Frage habe ich mir dieses Jahr gestellt und bin letztlich wieder mal beim Allgäu Triathlon gelandet.Nachdem dort letztes Jahr die Deutschen Meister über die Olympische Distanz ermittelt wurden, gab’s dieses Jahr als Bonbon die Deutschen Meisterschaften über die Mitteldistanz. Diese waren dann auch deutlich besser besetzt als die letztjährige Meisterschaft und als weiteres Highlight zauberte Veranstalter Hannes Blaschke die Teilnahme von Daniela Ryf und Jan Frodeno aus dem Hut; erstaunlich für so eine – im Vergleich zu z.B. Ironman Frankfurt oder Challenge Roth – relativ kleine Veranstaltung.Alles andere als klein war das Teilnehmerfeld im Allgäu. Insgesamt gab es 2.000 Meldungen, die sich auf Sprint, Olympische Distanz sowie den Allgäu Classic, die Mitteldistanz mit 2km/84km/20km, verteilen. Die Organisation ist tiptop, die Landschaft im Alpenvorland beeindruckend und die Rad- und Laufstrecke vermutlich das anspruchvollste was eine Mitteldistanz in Deutschland zu bieten hat. Zudem gilt der Allgäu Triathlon als Wettkampf mit Schlechtwettergarantie. Bei meinen vorherigen drei Teilnahmen hat es bislang immer geregnet und z.T. gab es einstellige Temperaturen.Dieses Jahr waren die Bedingungen bei trockener Strecke und angenehmer Temperaturen aber überraschend gut. Und meine Form auch, zumindest soweit ich es einschätzen konnte. Schließlich war das erste Halbjahr mit vergleichsweise wenig Training auf ein solides Finish in Roth ausgelegt. Die wenigen effektiven Trainingswochen nach Roth sollten daher möglichst noch etwas Kraftausdauer auf dem Rad sowie Tempohärte beim Laufen bringen. Gerade auf dem Rad ist etwas Vorbereitung auf Anstiege sinnvoll da es auf der Radstrecke auf den 84km nahezu 1.400 Höhenmeter zu bewältigen gibt.Die Anstiege liegen mir grundsätzlich, Abfahrten auf dem Triathlonrad machen mir auch keine Sorge und die wenigen Flachstücke sind jeweils schnell erledigt da der nächste Anstieg nie weit weg ist. Leider kann ich mich aber nicht mit Höhenmetern beim Laufen anfreunden. Im Allgäu wartet nach 13km der Kuhsteig. Ein kurzer, aber extrem steiler Stich. Der Kuhsteig alleine wäre noch nicht so dramatisch, aber die Laustrecke geht auch auf dem vorherigen Abschnitt entlang des Immenstädter Alpsees ständig hoch und runter und kommt somit auf insgesamt rund 200 Höhenmeter. Nicht mein Ding wie ich vorher bereits ahnte und ich dann auch im Rennen zu spüren bekommen sollte.Wofür es bei der Deutschen Meisterschaft letztlich reichen sollte, konnte ich vorab nur schwer abschätzen; mindestens einen Starter in meiner Altersklasse musste ich als stärker einschätzen. Aber wieso nicht einfach mal mit der Vorgabe “ich kann Deutscher Meister werden“ an den Start gehen?  Die Startabfolge kam diesem Vorhaben entgegen. Während alle Frauen 15 Minuten vor der Männerelite sowie den jüngeren Jahrgängen starteten, waren die Altersklassen ab AK40, also meiner AK, weitere 15 Minuten später dran. Vom Start weg konnte ich mich beim Schwimmen etwas von der Konkurrenz absetzen, den kurzen Landgang mit seinen vielen Zuschauern genießen und nach 28 Minuten über die 2km den – bereits hier schon hügeligen – Weg in die Wechselzone in Angriff nehmen. Raus aus dem Neo, nicht davon verunsichern lassen, dass ich einen meiner Radschuhe auf dem Weg zum Radaufstieg verlor, ab aufs Rad und los geht’s auf dem Weg zum ersten Anstieg, dem Kalvarienberg mit seinen 15% Steigung, bei dem man nur die Wahl zwischen erster Laktatdusche oder rückwärts runterollen hat.  Einige Kilometer später geht es dann in den 4km langen, harten, landschaftlich wunderschönen Anstieg, der einen auf über 1.000m Höhe bringt. Soweit überhaupt irgendwie möglich, gilt es hier, nicht bereits alle Körner zu verschießen, da schließlich der nächste Anstieg nicht lange auf sich warten lässt bevor man das ganze auf einer zweiten Runde nochmals in Angriff nehmen muss.Meine Beine waren gut, die Moral spielt auch mit wenn man in Führung liegt, die zweite Radrunde konnte ich genauso schnell fahren wie die erste und nach 2:30 Std. auf dem Rad hatte ich das Vergnügen, tatsächlich als Führender auf die Laufstrecke zu gehen.Die Laufstrecke beginnt mit einem 13km langer Wendepunktabschnitt entlang des Sees. Allerdings nicht flach und direkt am See sondern in vielen, vielen leichten Wellen nahe am See entlang. Mir war recht schnell klar, dass das von mir angestrebte Tempo mit 4:10 Min./km bei dem Profil nach der Vorbelastung kein Selbstläufer werden würde, konnte aber auch nicht so recht einschätzen ob ich besser an der Belastungsgrenze bleiben sollte, mit dem Risiko mir zu früh die Beine kaputt zu laufen, oder ob ich etwas rausnehmen sollte, mit dem Risiko, am Ende etwas verschenkt zu haben. In der Hitze des Gefechts entschied ich mich für das “Gegen die Wand“-Risiko, konnte am Wendepunkt sehen, dass ich noch ein ordentliches Polster auf den bis dahin Zweitplatzierten hatte, versuchte, mich sinnvoll zu verpflegen und mich darauf vorzubereiten, dass der Kuhsteig mit seinen 50 Höhenmetern bei km14 zwangsläufig böse wehtun würde.Tat er dann auch. Dummerweise mehr als mir lieb war. Mir hat es dort komplett den Stecker gezogen. Die Oberschenkel wollten nicht mehr, der Kopf auch nicht und so stapfte ich mehr schlecht als recht hoch und hoffte, dass sie die Beine danach wieder etwas erholen würden. Taten sie aber nicht. Die verbleibenden 5km wurden zur Qual, mein Tempo wurde immer langsamer, beim abschließenden Wendepunkt am Immenstädter Markplatz bei km17 war mein Verfolger nur noch knapp hinter mir und so kam es wie es aufgrund der matten Beine kommen musste – ich wurde zwei km vor dem Ziel überholt.Letztlich bedeutete das in 4:26 Std. den 2. Platz in meiner Altersklasse und Gesamtrang 35. Ein schönes Ergebnis, auch wenn es keinen Spaß macht, so lange in Führung zu liegen und dann doch nicht zu gewinnen. Ob ich mir das Rennen besser hätte einteilen können ist eine müßige Frage. Daher kann ich abschließend wohl nur festhalten, dass im Ziel einer besser war als ich, und nur da gilt’s, und dass Vizemeister auch nicht schlecht ist ;-)Abschließend möchte ich erwähnen, dass ich den Allgäu Triathlon auf’s Neue jedem empfehlen kann, der eine gut organisierte sportliche Herausforderung in berauschender Landschaft sucht.  Und noch ein Dank an die zahlreichen Anfeuerungen entlang der Strecke. Es waren ja einige Eintrachtler am Start und hatten sicher ein paar Begleitpersonen dabei. Dennoch erwartet man so weit im Süden nicht unbedingt so viele Eintracht-Fans, schon gar nicht als Helfer bei der Verpflegung. Toll!