02.09.2014

31. Viernheim Triathlon

Ein Rennbericht - einmal aus einer ganz anderen Sicht …

Nach dem letztjährigen Debakel, bei dem ich bei der Vereinsmeisterschaft der Frankfurter Eintracht die im Rahmen des Viernheim Triathlons stattfand, den ruhmreichen letzten Platz einnahm, sollte es diesmal besser werden. So zumindest meine grobe Planung, die leider von der Realität ad absurdum geführt wurde. Ich hätte wohl nicht kurz vorher nach San Sebastian fahren sollen, wo ich meine Zeit im Großen und Ganzen mit essen und trinken verbracht habe.Wie immer mies vorbereitet ging es mal wieder ganz in den Süden Hessens.Diesmal nicht alleine, sondern mit meiner Freundin Stevie, die anscheinend im Gegensatz zu mir ein erstaunliches Talent für diesen Sport hat. Bei ihrem ersten Anlauf beim Frankfurt City Triathlon gleich eine Zeit unter 3 Stunden ist auf jeden Fall eine Hausnummer….Nachdem wir unsere Startunterlagen abgeholt und die zweite Wechselzone vorbereitet hatten, ging es dann mit dem Fahrrad zum 10 km entfernten Startpunkt am Wiesensee in Hemsbach. Hier erwartete uns auch schon die erste Hiobsbotschaft: Die Wassertemperatur im See betrug 19,9°. Die Benutzung eines Neoprenanzugs war somit gestattet. Neopren hat den Vorteil, dass man darin nicht so schnell auskühlt und ist wichtig für alle, die mit der ersten Disziplin auf Kriegsfuß stehen: man kann viel besser gleiten. Das bedeutet, dass man auch als ungeübter Schwimmer recht kräfteschonend und flott unterwegs ist. Ich muss erwähnen, dass ich den Kauf solch eines Anzugs immer als völlig übertrieben betrachtet habe und das ich immer davon ausgegangen bin, dass ich so was eh nicht brauchen würde…Nun stand ich leicht betröppelt da. Selbst Stevie, die erst seit zwei Wochen Triathletin ist, hat so ein Teil dabei, dass sie sich von einer Freundin ausgeliehen hat.Also blieb mir nichts anderes übrig, als grimmig in der Gegend rum zu schauen und auf die Frage: "wie kein Neo?" nur ein männliches "Neos sind nur was für Pussys" auszuspucken und verächtliche Blicke über die verweichlichte Triathlon-Meute zu werfen. Anzumerken sei, dass jeder - aber wirklich jeder - mit so einem Ding unterwegs war... Naja zwei weitere waren noch richtige Männer. Der eine mit seiner rosa Badehose wird mir auf jeden Fall in bleibender Erinnerung bleiben…... Und los ging es. Da es ziemlich klar war, welche Position ich nach wenigen Schwimmzügen einnehme, macht es nicht so viel Sinn, sich in die Massen-Keilerei am Anfang zu stürzen. Ich bin dann gemütlich meinen Stiefel geschwommen und musste zu meinem Entsetzten feststellen: Da war keiner mehr hinter mir. Na prima. Das wird wieder ein sehr einsames Rennen. Zumindest sollte ich mir wegen dem Überholverbot an manchen Stellen der Radstrecke keine Gedanken machen.Viernheim ist ja bekannt für seine anspruchsvolle Radstrecke. Aber was mich dieses Jahr erwartet hat - meine Fresse. 48km, 900 Höhenmeter und Steigungen von bis zu 18%. Ich hatte noch vom letzten Mal gruselige Erinnerungen. Das letzte Mal musste ich das demütigendste tun, was ein Triathlet tun kann. Ich musste absteigen und durfte mir so einen Schrott anhören, wie: „habt ihr in Frankfurt keine Berge?“Diesmal brauchte ich mir nichts dergleichen anhören, es war ja keiner mehr da - und ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich absteigen musste. Es war wirklich erniedrigend.Ich muss sagen, die Leute an der Strecke waren großartig: wie inbrünstig die eine Lusche wie mich angefeuert haben, war echt herzerwärmend.Am besten war eine alte Oma, die zu Fuß mit einer ähnlich hohen Geschwindigkeit am Berg unterwegs war wie ich und die nachdem sie mich erblickte, erst mal aufmunternd in die Hände klatschte…... Und weiter ging es die Berge hoch - und runter?Runter konnte man soooooooo vergessen. Das waren Serpentinen mit Schlaglöchern und Bodenwellen, die man am besten mit bis zum Anschlag angezogenen Bremsen runter fährt. Mein persönliches Highlight war die dritte Steigung mit der Frage, ob mich jemand so richtig verarschen will. Da quält man sich den verdammten Berg hoch, man bereitet sich so langsam auf die Abfahrt vor und freut sich schon aufs runterrollen und an exakt derselben Stelle wie im Jahr zuvor kommt der schönste Platzregen runter „Aaaaarrrggghhh“Die letzten Meter waren dann entspannter, weil flach. Ich bin an einem Feld vorbei gekommen, wo man selbst Blumen pflücken konnte. Das hat mich auf eine fantastische Idee gebracht. Dieses hektische aus dem Wasser steigen, möglichst schnell aufs Rad, möglichst schnell ans Ziel kommen…
Dieser ganze Triathon ist doch ein Sinnbild für unsere völlig überspannte Zeit!!!
Man sollte sich auch während eines Wettkampfes die Zeit nehmen, um an den Blumen am Wegesrand zu schnuppern...So endlich in der Wechselzone 2, endlich das Fahrrad abstellen und auf zur letzten Etappe: zehn Kilometer rennen. Drei Runden durch das Waldstadion und den angrenzenden Wald. Letztes Jahr hab ich hier Ann Kathrin kennen gelernt, die mir mit schmerzverzerrten Gesicht und Bauchschmerzen entgegen kam. Diesmal hatte sie es vorgezogen schon vorher ihre Bauchschmerzen zu haben und erst gar nicht anzureisen. Wo bist du Ann Kathrinsche...!!! Es ist so einsam ohne dich im Wald...!!!
Bei der ersten Runde waren die Anzahl der Läufer schon ziemlich abgezählt. Bei der zweiten Runde kannten die Helfer an den Versorgungsständen meine persönliche Getränkepräferenz und irgendwann gesellte sich ein Ordner auf einem Rad dazu, der mich dann persönlich ins Ziel begleitete. Scheint ein spezieller Service bei diesem Rennen für den letzten zu sein. Beim letzten Mal hat die Radbegleitung ein Triathlon Veteran übernommen, der sich als Faris Al Sultan verkleidet hatte. Das ist so der bekannteste Triathlet Deutschlands, dem man auch aufgrund seines Rauschebarts und seiner langen Mähne sehr leicht wieder erkennen kann...Meiner war ein junger Typ, mit dem ich mich dann die letzten Meter noch über den großartigen Sieg der Frankfurter Eintracht gegen Freiburg unterhalten habe. Irgendwann muss aber auch der schönste Triathlon sein Ende finden und so ging es zur Überraschung einiger Übereifriger, die schon damit beschäftigt waren, die Luft aus dem Zielbogen zu lassen für mich doch noch auf die Zielgerade. Die mussten das nun schon halbschlaffe Ding extra noch einmal hochstemmen, damit ich da noch durch laufen konnte...!!!Was soll’s, Letzter, aber das schöne ist, dass ich mich in allen Disziplinen ohne große Mühe verbessern kann. Wir sehen uns wieder, Viernheim. Des nächste Mal werde ich durchtrainierter und vor allem mit einem Neopren ausgerüstet sein!